M&A-Markt – Die Party ist vorbei
Jahrelang jagte am deutschen M&A-Markt ein Mega-Deal den nächsten. Jetzt sind die M&A-Chefs deutscher Unternehmen zwar weiter an Akquisitionen interessiert, jedoch längst nicht mehr bereit, dafür jeden Preis zu zahlen. Die Folgen bekommen M&A-Berater bereits zu spüren und stellen sich auf eine Durststrecke beim Dealflow ein. Das ist das Kernergebnis des ersten M&A-Panels in diesem Jahr, für das die Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin Finance leitende Mitarbeiter aus den M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen sowie Investmentbanker und M&A-Berater befragt haben.
M&A-Verhandlungen werden langwieriger
Der These, dass in vielen Branchen derzeit überhöhte Preise gezahlt werden, stimmen die befragten Unternehmensvertreter und M&A-Berater mehrheitlich zu. Außerdem stellen derzeit unterschiedliche Bewertungen der Targets durch Käufer und Verkäufer sowie außergewöhnlich langwierige Verhandlungen Hemmnisse für Transaktionen dar. Thomas Meyding, Corporate-Partner bei CMS, hat dies schon mehrfach in Zeiten der Trendumkehr beobachtet. „Die Verkäufer – noch verwöhnt und bisweilen auch schlecht beraten – versuchen, utopische Forderungen durchzusetzen, wohingegen die Käufer deutlich risikobewusster sind“, so der Gesellschaftsrechtler. „Dies schlägt sich dann in einer umfangreichen Due Diligence und langwierigen Verhandlungen nieder.“ Dieser „Abschwung“ habe sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet, sei aber zunächst von einigen wenigen Mega-Deals überlagert worden.
Compliance gewinnt weiter an Bedeutung
Für 32% der befragten Unternehmen wird im laufenden Jahr die rechtliche Absicherung gegen Risiken durch eine umfassende Due Diligence noch wichtiger als 2018. Für die restlichen 68% behält dieser Punkt gleichbleibende Bedeutung. 40% der befragten Corporates messen der Prüfung von Compliance-Risiken bei potenziellen Targets einen größeren Stellenwert als noch 2018 bei. Daneben gewinnen Compliance-Strukturen insgesamt an Bedeutung. Mehr als 18% der M&A-Chefs planen in diesem Jahr mehr Zeit auf die Einführung von Compliance-Systemen zu verwenden als 2018. Für rund 75% nimmt dieser Punkt genau so viel Zeit wie im Vorjahr in Anspruch. „Das Wissen um Compliance-Risiken für den Erwerber nimmt zu“, stellt CMS-Partner Oliver Wolfgramm fest. „Dies gilt verstärkt auch für Risiken auf Grund der fehlenden oder ungenügenden Einführung eines Compliance-Systems unverzüglich nach dem Erwerb eines Zielunternehmens.“
M&A-Berater verzeichnen geringere Auslastung
Obwohl die M&A-Aktivitäten aller Branchen im Durchschnitt gegenüber dem letzten Panel im Herbst 2018 nicht abgenommen hat, verzeichnen die M&A-Berater in den ersten Monaten des laufenden Jahres eine deutlich geringere Auslastung. Das zeigt der Prognoseindikator des Panels, für den die Berater anonym Auskunft über ihr aktuelles Projektaufkommen und ihre Erwartungen zur zukünftigen Auslastung geben. Mit 1,43 liegt der Wert den Befragten zufolge zwar noch immer über dem Durchschnitt, ist aber gegenüber der vorangegangenen Befragung (Wert 2,01) deutlich gesunken und markiert gleichzeitig den niedrigsten Wert seit Februar 2015. Die aktuelle Flaute trifft dabei Smallcap-Transaktionsberater genauso stark wie jene mit einem Fokus auf den Mid- und Largecap-Bereich. „Das M&A-Geschäft ist zyklisch, und auf jeden Abschwung folgt ein Aufschwung“, so CMS-Partner Meyding. „Wenn man sich die Entwicklung ansieht, stellt sich jedoch die Frage, ob die Talsohle bereits erreicht ist.“
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