Aktuelle Entwicklungen bei Internationalen Listings
Im Zuge der einsetzenden Wiederbelebung der Kapitalmärkte blicken die globalen Börsenplätze wieder mit Spannung auf Internationale Listings aus den BRIC-Staaten. Darunter wird gemeinhin der Zugang zu den Kapitalmärkten für schwerpunktmäßig in den Regionen Brasilien, Russland, Indien und China tätige Unternehmen verstanden. Dies kann über die entsprechende Gründung einer ausländischen Holding-Gesellschaft oder über eine Doppelnotierung von Aktien des entsprechenden Emittenten an einer Börse im jeweiligen Heimatland und aktienvertretenden Zertifikaten an einer ausländischen Börse erfolgen. Ein Gastbeitrag von Robert Michels, Partner bei Beiten Burkhardt und Listing Partner der Deutschen Börse (China, Russland/CIS und Indien-Experten).
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Aktuellen Erhebungen von Thomson Reuters zufolge, wurde alleine im Januar 2010 von Emittenten aus den BRIC-Staaten ein Emissionsvolumen von ca. 6,7 Mrd. US-Dollar im Rahmen von Börsengängen erzielt. Damit entfielen ca. dreiviertel der weltweiten IPO-Aktivitäten für diesen Zeitraum auf die BRIC-Staaten. Dies erklärt den intensiven Wettbewerb unter den internationalen Börsenplätzen, wie namentlich der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB), der London Stock Exchange, der NYSE/EURONEXT und der Hong Kong Stock Exchange, um Unternehmen aus diesen Regionen.
FWB und BRIC-Listings
An der FWB wird zwischen den regulierten Segmenten (General Standard und Prime Standard) sowie den lediglich börsenregulierten Segmenten (Open Market) unterschieden. Es besteht die Möglichkeit sowohl Aktien (im Regelfall über eine Holding Gesellschaft im Ausland) als auch aktienvertretende Wertpapiere (sog. Depositary Receipts) an der FWB zu notieren. Für Unternehmen aus den BRIC-Staaten hat die FWB ihre Attraktivität in den vergangenen Jahren bereits unter Beweis stellen können. So sind chinesische Unternehmen an sämtlichen Marktsegementen über entsprechende Holding-Gesellschaften außerhalb Chinas vertreten: Regulierter Markt (vier Listings) und Open Market (insgesamt zwölf Listings). Der jüngste Neuzugang war im Oktober 2009 das Börsendebüt von Vtion Wireless Technology. Auch für die Region Russland/CIS erfolgten bereits Listings an allen Segmenten der FWB. Hier ist vor allem die im Prime Standard notierte C.A.T. Oil zu nennen. Zudem sind mittlerweile – ebenfalls über Holding Strukturen (außerhalb Russlands bzw. der Ukraine) – 14 Gesellschaften im Open Market notiert. Der jüngste Neuzugang war Agroton im November 2009.
Ausgewählte BRIC-Listings an anderen Börsen
Im Januar 2010 hat der Aluminiumkonzern Rusal bei seinem Börsengang an der Hong Kong Stock Exchange und der NYSE/EURONEXT (Paris) ca. 2,2 Mrd. US-Dollar eingenommen. Emittentin war in diesem Fall die United Company Rusal Limited, eine Holding-Gesellschaft mit Sitz auf Jersey, die die Anteile an den russischen, operativen Rusal-Gesellschaften hält. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2009 haben eine Reihe von im Inland gelisteten indischen Unternehmen über Depositary Receipts-Programme Kapital an den internationalen Kapitalmärkten aufgenommen. Starlite Industries erzielte mit der Platzierung von ADS (American Depository Shares) einen Emissionserlös von ca. 1,5 Mrd. Dollar. Die ADS wurden an der New York Stock Exchange notiert. An Europäischen Börsen gelistet wurden die Depositary Receipts Programme von Tata Power (Emissionserlös: ca. 335 Mio. Dollar), von Tata Steel (Emissionserlös: ca. 500 Mio. Dollar) und von Suzlon Energy (Emissionserlös aus der kombinierten Platzierung von GDRs und Convertible Bonds: ca. 200 Mio. Dollar). Im Oktober 2009 hat ferner Tata Motors mit der Platzierung von Depositary Receipts und Convertible Bonds ca. 750 Mio. Dollar eingenommen. Darüber hinaus haben in 2009/10 zahlreiche Unternehmen aus China ihre Börsenpläne realisiert; oftmals erfolgte ein Listing an einem Börsenplatz in den USA oder an der Hong Kong Stock Exchange.
Gestaltungsformen von Depositary Receipts
Bei Internationalen Listing werden zudem häufig Depositary Receipts Programme (DRs) verwendet. Diese verbriefen die zugrunde liegenden Aktien eines Emittenten, der diese in der Regel aus regulatorischen oder sonstigen Gründen nicht direkt im Ausland handeln kann. Die zugrunde liegenden Aktien werden im Heimatland des Emittenten bei einer Depotbank verwahrt und von dieser dann als Depositary Receipts emittiert. An den internationalen Kapitalmärkten haben sich bereits die American Depositary Receipts (ADRs) bzw. Global Depositary Receipts (GDRs) etabliert. Gemeinsam mit einigen Marktteilnehmern hat die FWB das bestehende Konzept der GDRs „verfeinert“ und das so genannte Frankfurt GDR (FGDR)-Programm entwickelt. Mit dem FGDR-Programm bietet die FWB internationalen Emittenten einen Zugang zu allen Marktsegmenten der FWB. Ein Settlement Link zwischen Clearstream Luxemburg und Clearstream Frankfurt ermöglicht es, die Depositary Receipts in Girosammelverwahrung zu nehmen und bietet damit einen effizienten und einfachen Weg auch an den regulierten Markt der FWB.
In den kommenden Monaten wird sich nun zeigen, ob die Rahmenbedingungen in Deutschland und die entsprechende Wahrnehmung durch die Marktteilnehmer ausreichen, damit 2010 auch ein bedeutendes Listing eines BRIC-Emittenten an einem regulierten Marktsegment der FWB erfolgen wird.
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