Was auf die Energiebranche 2017 zukommt!
Das Konstante liegt in der Veränderung. Nach diesem Motto wird 2017 wieder ein Jahr des Wandels für die Energiebranche. Der Energiesektor wird dabei von drei Trends bestimmt: Digitalisierung, Dezentralisierung und Nachhaltigkeit. Matthias Hirschmann, Partner bei Hogan Lovells International LLP am Standort Hamburg und Leiter der deutschen Praxisgruppe Energie und Rohstoffe, gibt einen Ausblick zu den Herausforderungen, die 2017 die Energiebranche umtreiben werden.
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EEG 2017 bringt Paradigmenwechsel
Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen – 2016 stellten Erneuerbare zum zweiten Mal in der Geschichte mit mehr als 30 Prozent den größten Energieträger im deutschen Energiemix. Die Erzeugung durch Windenergieanlagen an Land und auf See beträgt derzeit mehr als 13 Prozent der deutschen Energieerzeugung und bietet weitere Wachstumspotenziale.
Die Bundesregierung will den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bis 2050 auf mindestens 80 Prozent erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden erneuerbare Energien seit Jahresbeginn durch das neugefasste Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) dem Wettbewerb ausgesetzt. Damit vollzieht die Politik einen Paradigmenwechsel: Für neue EEG-Anlagen wird die Höhe der staatlichen Förderung nicht mehr vom Gesetzgeber bestimmt, sondern durch Ausschreibungen ermittelt. Bei diesen Ausschreibungen sind die Bieter erfolgreich, die mit möglichst geringer staatlicher Förderung auskommen. Die Politik tritt damit auf die Kostenbremse. Zuletzt ist die EEG-Umlage um gut sieben Prozent auf 6,88 Cent je Kilowattstunde gestiegen. Damit hat sich die Ökostromumlage seit 2011 fast verdoppelt.
Marktfähigkeit fordert politisches Handeln
Dass erneuerbare Energien bereits wettbewerbsfähig sind, beweisen die jüngsten Ausschreibungen für Windenergieanlagen auf See in den Niederlanden und Dänemark. Die Zuschläge für die Projekte Borssele 3 & 4 (Niederlande) und Kriegers Flak (Dänemark) lagen mit 5,4 Cent je Kilowattstunde bzw. 4,99 Cent je Kilowattstunde erheblich unter dem Niveau in Deutschland (15 Cent je Kilowattstunde) und belegen eindrucksvoll die Marktfähigkeit der erneuerbaren Energien. Der wachsende Anteil erneuerbarer Energien und ihre dezentrale Aufstellung erhöhen zugleich die Anforderungen an die Flexibilität der Leitungsnetze – gleichzeitig muss die Netzstabilität erhalten und die Sicherheit des Leitungsbetriebes gewährleistet werden. Als technische Lösung bieten sich Energiespeicher an. Die Politik sollte deshalb jetzt rechtliche Akzente setzen, um Energiespeicher – als Schnittstelle zwischen Energieerzeugung und Energietransport – regulatorisch abzusichern und Umsetzungshindernisse zu beseitigen. Gleiches gilt für den Umbau und Ausbau der Netzinfrastruktur.
Neue rechtliche Herausforderungen
Der Trend zur Digitalisierung kann die notwendige Erhöhung der Netzintelligenz unterstützen und durch das im vergangenen Jahr verabschiedete Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende neuen Aufschwung erhalten. Erste Projekte zur Gestaltung von „Smart Grids“ und zur Entwicklung von intelligenten Messsystemen („Smart Metering“) zeichnen sich ab. Die damit verbundenen Fragen zur Datensicherheit und zum Datenschutz stellen neue rechtliche Herausforderungen dar. 2017 wird die Energiewende weiter an Fahrt gewinnen. Neue Geschäftsmodelle werden alte verdrängen. Und der Energiemarkt wird weiter dynamisch wachsen.
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