CoCo-Bonds – Alles nicht so schlimm?
Für die Halter der Additional Tier One (AT1)-Bonds der Credit Suisse war es ein böses Erwachen. Während die Aktionäre des einstigen Schweizer Nationalheiligtums immerhin noch ein paar UBS-Anteile erhielten, wurden die AT1-Anleihen auf Anweisung der Finma komplett abgeschrieben. Damit folgten die Bankenaufseher zwar nur einer Notverordnung des Bundesrats. Den Markt für "Contigent Convertible" (CoCo)-Bonds setzten sie damit allerdings so unter Schock, dass die Lage auch für andere Banken durchaus hätte riskant werden können.
Reichlich Erklärungsbedarf also für die Finma und ihre Peers in anderen Jurisdiktionen. Wie EZB, SRB und EBA postwendend klarstellten, gilt in der EU nach wie vor die bekannte Haftungskaskade. Demnach verlieren zunächst die Aktionäre ihr Geld, wie 2017 bereits beim Ende der spanischen Banco Popular geschehen, deren Reste sich am Ende Banco Santander einverleibte. Erst anschließend kommt der Write-down der AT1-Bonds – und gegebenenfalls später, falls sich die Lage des Instituts eines Tages bessern sollte, auch wieder ein Write-up. Alternativ werden die Anleihen in Eigenkapital gewandelt.
Der oberste EZB-Bankenaufseher Andrea Enria präzisierte kurz darauf, dass dieses Vorgehen auch bei einer „privaten Lösung“, sprich (Zwangs-)Fusion statt Abwicklung, gelten würde. Mit ihrer Priorisierung der Aktionäre vor den CoCo-Bond-Gläubigern sind die Schweizer also ein absoluter Sonderfall in Europa. Die Investoren, die bei Credit Suisse rd. 16 Mrd. Franken verloren haben, allen voran wohl Pimco und Invesco, wird das nicht mehr trösten. Einige von ihnen sollen schon ihre Chancen auf dem Rechtsweg ausloten.
Emissionen runter, Coupons rauf
Für die Emittenten wird die Arbeit an künftigen AT1-Instrumenten dadurch nicht einfacher. Zusätzlich zum Prospekt gibt es schließlich noch die Roadshow-Präsentation und andere Formen der Kapitalmarktkommunikation, die gegebenenfalls Angriffsfläche bieten könnten. Der Fall Credit Suisse wird „sicherlich dazu führen, dass zukünftig noch einmal sehr genau die Aussagen in Prospekten und Begleitdokumenten im Hinblick auf Haftungshierarchie und Risikoaufklärung überprüft werden“, sagte uns Karsten Wöckener, Kapitalmarktrechtler bei White & Case.
AT1-Emissionen dürfte man ohnehin fürs erste nicht mehr sehen, bis sich die Märkte wieder beruhigt haben. Endlos warten können die Banken angesichts der Kapitalanforderungen freilich auch nicht, gerade in diesen Zeiten. Hohe Verzinsung war bisher schon das zentrale Argument für Hedgefonds und andere Großinvestoren bei der Zeichnung der Hybridanleihen. Über die Risiken wurde in schwierigeren Marktphasen zwar immer wieder debattiert, nachhaltig abschrecken ließen sich die Abnehmer in den Niedrigzinsjahren dadurch aber nicht. In Zukunft müssen die Coupons wohl noch etwas höher ausfallen, um den CoCo-Bond-Markt wieder in Fahrt zu bringen. np
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