DCM – Initiatoren-Pleite nach Gutsherrenart

Quasi mit Ansage stellte der früher renommierte Initiator DCM Deutsche Capital Management vergangene Woche Insolvenzantrag, wie das Amtsgericht dem „Fondstelegramm“ bestätigte. Das Unternehmen hält sich bedeckt. Der 1986 von Johann Deinböck ursprünglich als Deinböck KG gegründete Initiator für Geschlossene Fonds investierte für 95 000 Beteiligungen/Anleger knapp 2 Mrd. Euro Anlegerkapital in insgesamt ca. 4,7 Mrd. Euro Assets.

2,7 Mrd. Euro wurden in Immobilien investiert. 950 Mio. Euro gingen in Medienfonds, die wie auch einige Immobilien den wenigsten Anlegern Freude bereiten. Viele Fonds der DCM wurden über die Deutsche Bank vertrieben. Da bereits im Gefolge der Sonder-AfA-Verwerfungen und der Falk-Pleite über einige Unternehmen diskutiert wurde, stellten wir schon vor einigen Jahren leicht ironisch fest, dass die Deutsche Bank in Sachen DCM sicherlich über weitergehendes Bonitäts-Know how verfüge. Insgesamt muss der rein rationale Betriebswirt überhaupt dem ehemaligen DCM-Management Hochachtung für dessen Cleverness zollen. Längst ist es aus der Schusslinie und überlässt die Presse-Kritik der Neue Bundesländer-Fonds den allerletzten noch stehenden Initiatoren. Auch dem Aufbau des Deutsche Bank-Vertriebs durch die DCM zollte die Branche in vielen Backgroundgesprächen Bewunderung, da es angesichts des Fondshintergrunds keinerlei Ideen gab, wie diese enge Bindung zustande kam.

Auch die letzte Unternehmensphase verdient im Zusammenhang mit der „sauberen“ Durchführung Beachtung. Im Fondsbereich zeigte sich je nach Markterfordernis der Initiator als Multispezialist, wobei einige Anleger die fließende Grenze zwischen Multispezialisten und Universaldilettanten monieren könnten. Auch ein Krimi wurde für Insider erkennbar der Geschäftspolitik des Hauses gewidmet. In einem genialen Schlussspurt gelang es, einen Teil des Fonds-Portfolios Mitte 2011 über den Prime Office Reit an der Börse zu platzieren. Aber selbst die „Sonderangebotsaktionäre“ halbierten seither ihr Kapital. Aber wenigstens für die Managergehälter sollten die Einnahmen noch lange reichen.

Der bisherige Mehrheitsaktionär verkaufte seine DCM-Anteile an polnische Investoren. Seither wissen die früheren Manager nach eigenem Bekunden nicht mehr, was weiter geschah. Fünfmal wechselte der DCM-Vorstand. Über eine gemeinsame, langgediente Beraterklammer wurden zwei Tochtergesellschaften wohl auch mit den Anlegeradressen an S&K, die kürzlich mit ihrem bei einer Großrazzia verhafteten Management die Branche um den aktuellsten großen Skandal bereicherte, verkauft. Die Rolle der polnischen Investoren kann keiner unserer Gesprächspartner abschätzen. Eine etwaige Strohmann-Konstruktion können wir inhaltlich nicht stützen. Jetzt dürfte der Insolvenzverwalter das Fonds- und Anlegermanagement übernehmen. Die Vermögensvernichtung der Falk-Pleite liefert einen Hinweis, was zu erwarten ist. Die früheren Entscheidungsträger werden sich in winterfester, haftungsfreier Position das Verfahren ruhig anschauen können. Fazit: Die intelligente Geschäftspolitik des laut Homepage eines der „führenden und erfolgreichsten Emissionshäuser für Geschlossene Fonds“ hat sich über alle Unternehmenslebenszyklen „bewährt“.

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