Warum große Vermögen von der Krise profitieren

Ein Aspekt der allseits beklagten zunehmenden Spreizung der Vermögen in Deutschland blieb in der wegen der Bundestagswahlen im Herbst gern auch öffentlich ausgetragenen Debatte relativ unbeachtet. Die überaus lockere Geldpolitik der Notenbanken in den von der Krise gezeichneten westlichen Industrienationen inkl. der EZB hat zwar noch nicht zu Inflation in den Warenkörben geführt, aber längst zu einer Inflation in bestimmten Assetklassen.

Allen voran sind da Immobilien in den bevorzugten Ballungsräumen wie Hamburg, Rhein-Main, Stuttgart und München sowie im Alpenvorland und auf Sylt zu nennen. Galt in den 90er Jahren, dass sich der Preis für ein reetgedecktes Anwesen in guter Lage auf Sylt in etwa 10 Jahren verdoppelt, hat sich diese Zeitspanne nach unseren Recherchen seit Ausbruch der Krise nahezu halbiert. Nicht ganz so, aber ähnlich ist es auch in den Großstädten, wo nach langer Stagnation oder eines allenfalls gemäßigten Anstiegs die Preise seit 2007 um bis zu 60% geradezu „explodiert“ sind.

Konservative Struktur der Depots

Die heute wirklich relevanten Vermögen in Deutschland konzentrieren sich auf die Top-Vorstände und auf Familien, die ein Unternehmen zum Erfolg geführt haben. Diese Vermögen sind sich in ihrer konservativen Struktur, worauf erfahrene Wealth-Manager immer wieder hinweisen, sehr ähnlich. Der Hauptteil entfällt auf das Unternehmen. Die zweitwichtigste Assetklasse sind dann aber gleich die Immobilien, das eigene Haus, ein weiteres, das vermietet wird und der Zeitwohnsitz in einer Ferienregion. Da das viele Geld der Notenbanken zurzeit noch nicht auf die klassischen Lebenshaltungskosten durchschlägt, sondern sich in bestimmten Segmenten Bahn bricht, hat die Wertentwicklung größerer und großer Vermögen in den zurückliegenden Jahren überproportional zugelegt.

Mieter sind nicht so reich

Das schlägt sich dann auch in Studien nieder, die das Kleingedruckte gerne übergehen und stattdessen süffisant feststellen, dass zu wenige Familien über zu viel Vermögen verfügen und deshalb logischer Weise stärker besteuert werden müssten. In dieser Forderung sind sich die beiden Volksparteien übrigens sehr ähnlich. Während die Opposition mit offenem Visier kämpft, eine Anhebung des Spitzensteuersatzes auf 49%, die Wiedereinführung der Vermögen- und die Anhebung der Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge ins Wahlprogramm geschrieben hat, plant auch die Union eine schärfere Besteuerung. Die Argumentation stützt sich stets auf Berechnungen, wonach die vermögensstärksten zehn Prozent der deutschen Haushalte vor 15 Jahren über 45% des gesamten Nettvermögens verfügten. 2008 waren es bereits 53%. Aktuell taxieren wir den „Besitzstand“ des oberen Zehntels der Haushalte sogar auf 58%. All diese Berechnungen zählen Immobilien mit und diese konzentrieren sich auf die Vermögenden, während die weniger Betuchten meistens mieten.

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