ETFs – Ein attraktiver Lückenfüller
der Mehrwert ist entscheidend _ Bernd Meyer (Berenberg), Christoph Frank (PFP Advisory) und Andreas Neumann (Lyxor Dtl.) sind allesamt aktive Fondsmanager und somit auch Verfechter einer handverlesenen und etwas teureren Assetallokation. Umso erfrischender war es für die Gäste zu erfahren, dass die drei Experten auch dem rasant wachsenden Markt passiver ETFs durchaus etwas abgewinnen können.
Für taktische, kurzfristige Allokationen sieht Meyer ETFs als bessere Alternative für eine Outperformance als den aktiven Fonds. Bei einem plötzlichen „Run“ des Marktes profitieren meist auch kleinere, qualitativ nicht so hochstehende Titel, die in auf Qualität ausgerichteten Fonds oft nicht stattfinden. Indien etwa sei so ein Markt, auf dem in den kommenden Monaten viel Dynamik zu erwarten sei. Einig ist sich das von Marcel Andretzki (Bethmann) moderierte Panel darin, dass auch ein noch so versierter „Aktivmanager“ nicht allwissend ist. Dort, wo die eigene Expertise nicht für eine Titelselektion mit Outperformance ausreicht, das können regionale Nischenmärkte oder -branchen sein, seien ETFs die perfekten Lückenfüller. Ohne falschen Stolz räumt Christoph Frank ein, dass durchaus der eine oder andere ETF den Weg in sein privates Portfolio gefunden hat. Als Profi bleibe er bei PFP Advisory klassischer Stock Picker und darin sieht er auch die Stärke des aktiven Managements. Frei von jeglicher Benchmark und flexibel bei der Steuerung eines Fonds agieren zu können und nicht zuletzt in Krisenphasen souverän durch Marktturbulenzen zu navigieren sieht auch Andreas Neumann als den zentralen Mehrwert für den Anleger. Dieser Service hat seinen Preis.
Typische „Indexschmuser“, die sich überwiegend am DAX orientieren, werden durch ETFs indes obsolet, warnt Frank. Bei einer Gesamtkostenquote von bis zu 2% muss der Kunde mehr erwarten können, was er auch tut. Ein gewisser Druck auf die Branche aktiver Vermögensverwalter sei durchaus spürbar, weiß Frank aus der Praxis. Immerhin hat sich das ETF-Volumen weltweit auf sagenhafte 6,5 Billionen US-Dollar summiert. Tendenz steigend, denn mit der neuen ETF-Generation, den Smart Beta-ETFs, wollen die passiven das Beste aus beiden Welten vereinen. Ihr Ziel ist es, als Hybrid den passiven Grundsatz durch fundamentale Faktoren und Markt-Anomalien wie Zielvolatilität um eine aktive Komponente zu ergänzen.
Ein netter Versuch, aber auch hier stecke lediglich eine regelbasierte, systematische Vorgehensweise dahinter (ähnlich der eines Robo Advisors), aus der sich im besten Fall eine trendfolgende und prozyklische Anlage ergibt, betont Meyer. Die Flexibilität für antizyklische Investments fehle auch hier. Aber, so betont der Berenberg-Banker, aktive Manager müssen sich dieser neuen Player am Markt bewusst sein, denn die zunehmende Dominanz systematischer, prozyklischer Anlagestrategien verändere das Marktumfeld ganz erheblich. Zuletzt gesehen im Frühjahr 2020 beim Corona-Crash. Die heftige Volatilität hatte den Markt zunächst in ein tiefes Loch gerissen. Binnen kürzester Zeit erfolgte eine markante Korrektur, unterstützt von der Masse systematischer, passiver Anlagestrategien. Der versierte aktive Fondsmanager von heute muss das im Blick haben.
Foto: v.l.n.r.: Bernd Meyer (Berenberg), Christoph Frank (PFP Advisory), Andreas Neumann (Lyxor Dtl.), Marcel Andretzki (Bethmann Bank) über die Gretchenfrage der Vermögensverwaltung: Aktiv oder passiv?. Fotograf: Jose Poblete
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