HQ Trust – Ein Multi Family Office setzt Standards

Große Vermögen sollen Generationen überdauern. In einer Zeit, in der die Ausschläge des DAX und anderer Indizes in immer kürzeren Abständen immer größer werden und der Lehman-Schock den Anlegern in den Knochen steckt, hat das Bedürfnis nach Sicherheit und Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Das spürt auch Fritz Becker, seit 2002 CEO der Harald Quandt Holding und Geschäftsführer von HQ Trust, Multi Family Office der Erben des 1967 durch einen Flugzeugabsturz umgekommenen Harald Quandt, Halbbruder von Herbert Quandt, dessen Nachkommen die BMW-Mehrheit gehört.

Mit dem keineswegs in die Jahre gekommenen Slogan „investieren wie die Quandts“ überzeugt Becker seine Zielkundschaft, den kleinen Kreis der Hochvermögenden, mehr denn je. Im Wealth Management ist der im Prinzip alte Begriff Family Office zu einer Art Zauberformel geworden. Nach schmerzhaften Erfahrungen mit vertriebsgesteuerter Beratung und Vermögensverlust zieht es die betuchte Klientel verstärkt in die Obhut von Verwaltern, die sich als Family Office aufgestellt und einen gewissen Grad der Unabhängigkeit erreicht haben, wobei der beste Track Record eines auch Dritten offen stehenden Family Office darin besteht, ein großes Familienvermögen erfolgreich und möglichst unspektakulär über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gesteuert zu haben. Das ist bei Harald Quandt uneingeschränkt der Fall.

Spagat zwischen Mündelsicherheit und Rendite

Am Beginn stand 1974 der Erlös aus dem Verkauf einer 15%igen Daimler-Beteiligung an das Scheichtum Kuwait, der den Erben, fünf noch längst nicht volljährigen Töchtern, die damals erst recht gewaltige Summe von 1 Mrd. DM in die Kasse spülte. „Mit mündelsicheren Anlagen waren seitens der Testamentsvollstrecker und Berater der Familie keine auskömmlichen Renditen zu erzielen“, erinnert sich Becker im Gespräch mit PLATOW. Die Zielsetzung der Vorgänger von Becker, darunter Axel May und Bernhard Wunderlin, war klar. Das große Vermögen musste international und über die verschiedenen Assetklassen so gestreut werden, dass sich Rendite und Sicherheit durch kluges Abwägen der Risiken verbinden ließen. Unter dem Dach der Holding finden sich deshalb noch heute mit Recap, Auda und Equita Einheiten, die bereits auf Private Equity, Hedgefonds und US-Immobilien setzten, als das bei deutschen Family Offices noch eher unüblich war. Mit Feri und Sauerborn, an denen Harald Quandt beteiligt war, hatten die Bad Homburger schon lange vor HQ Trust Standbeine in der Vermögensverwaltung auch für Dritte. Doch die Mehrheit an diesen bereits gut eingeführten Adressen war nicht zu bekommen. So entschied sich Quandt zum gut getimten Ausstieg. Feri ging mehrheitlich an MLP und Sauerborn an UBS. Diese Deals machten nicht nur die Quandt-Familie noch reicher, sondern auch die Partner und Mitbegründer von Feri und Sauerborn zu vielfachen Millionären.

EDV – Herzstück erfolgreicher Verwaltung

Quandt wollte seine Vermögensverwaltung weiterhin auch für andere Familien offen halten. 2006 wurde deshalb HQ Trust aus der Taufe gehoben und mit dem Segen der BaFin versehen. 2007, so Becker, starteten wir zunächst nur mit dem Geld der Quandts und öffneten uns 2009 für Drittmittel. Heute haben die Assets under Management allein bei HQ Trust ein Volumen von annähernd drei Mrd. Euro erreicht, das sich auf 30 reiche Familien verteilt, die mindestens 30 Mio. Euro mitbringen müssen. Insgesamt dürften heute innerhalb der Strukturen der Harald Quandt Holding mehr als 15 Mrd. Euro an Vermögen verwaltet werden. Häufig sind es 100 Mio. Euro und mehr, die von einzelnen Familien eingebracht werden. Da die Margen in der Vermögensverwaltung seit geraumer Zeit unter Druck stehen und die EDV-getriebenen Kosten enorm steigen, braucht Becker hohe Mindestsummen. Vor allem in die EDV hat die Gruppe erheblich investiert. Um Großvermögen professionell zu managen und jederzeit ein umfassendes Reporting sicherstellen zu können, hat Becker nach eigenem Bekunden sehr viel Geld in die Hand genommen. „Wir haben 2011 die komplette EDV-Landschaft neu konzipiert“, so Becker, „und sind heute in der Lage, auch komplexeste Vermögen zu buchen. Mit der HQ Advisor, einer lupenreinen Buchhaltungs- und Controlling-Gesellschaft, biete man diesen Service auch Dritten an. Auf diese Weise können die Kosten auf mehrere Schultern verteilt werden und die Sache rechnet sich auch für Harald Quandt wieder, zumal sich die Gebühren für solche Back-Office-Dienstleistungen zuletzt erholt haben und sich so die kleiner gewordenen Margen in der Vermögensverwaltung etwas aufpolieren lassen.

Inspiriert von Stanford und Harvard

Mit Hilfe modernster Ressourcen wird der Kunde bei HQ Trust als Ganzes erfasst und beraten, von der Vermögensverwaltung bis hin zu steuerlichen und juristischen Fragestellungen. Dabei lassen sich die Experten von HQ Trust auch von den Erfahrungen der Elite der US-Hochschulen wie Stanford oder Harvard inspirieren, die Vermögen in zweistelliger Milliardenhöhe zu managen haben. Im 14-tägigen Rhythmus tritt der Anlageausschuss zusammen, um die aktuelle Lage zu analysieren und unter Führung von Reinhard Panse, der neben Becker, Friedrich-Karl Braun und Adalbert Freiherr von Uckermann in der Geschäftsführung sitzt, über die taktische Vermögens-Allokation zu beraten und die Perspektiven für die nächsten 6 bis 12 Monate aufzuzeigen. „Wir sind nicht trading orientiert.“ Wer das wolle, sei bei HQ Trust nicht bei der richtigen Adresse. „Es gibt einen Typus von Kunden, der nicht zu uns passt.“ Dieser von Becker und seinen Kollegen gelebte Stil mit all seinen Konsequenzen macht offensichtlich für viele Kunden den Reiz aus, sich HQ Trust anzuschließen. Jedenfalls berichtet der CEO von beträchtlichen Vermögenszuflüssen. Dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass ein Team von ehemaligen Sauerborn-Leuten, die bei UBS nicht glücklich geworden sind, nach Bad Homburg zurückgekehrt ist. In welchem Umfang auch Kundengelder mitgegangen sind, darüber schweigt sich Becker aus. Aber es ist üblich, dass gute Berater treue Kunden haben, die mitziehen, erst Recht, wenn das Ziel Harald Quandt heißt und die Rendite stimmt.

7 Prozent nach Kosten und vor Steuern

Seit 1997 hat Becker immer sehr genau gerechnet. Im Durchschnitt und unter Einbeziehung aller Börsenabstürze habe Quandt nach Kosten, aber vor Steuern, gut 7% erzielt. Das ist etwas weniger als bei unserem letzten Gespräch mit Becker 2009, was zeigt, dass auch für HQ Trust die Bäume am Kapitalmarkt nicht in den Himmel wachsen. Aber es hat sich bewährt, in der Vermögensverwaltung nicht nach den Sternen zu greifen. Der Skandal des Milliardärs-Betrügers Bernard Madoff in den USA hat gezeigt, wo das enden kann. Auch in den feinsten Kreisen des Geldadels hatte des Madoff-System seine Opfer gefunden. Aber wir müssen gar nicht bis nach Amerika schauen. Auch in Deutschland klagt eine ganze Reihe Hochvermögender, die durch die verhängnisvolle Verbindung von Sal. Oppenheim zum Kölner Baulöwen Josef Esch zu Schaden kam. Zu solchen Unglücksfällen gehört stets auch Gier, die generell ein schlechter Begleiter in Vermögensfragen ist.

overlay

PLATOW EXTRA

Das PLATOW Extra ist Bestandteil folgender bezahlpflichtiger Abos:

  • DER PLATOW Brief
  • PLATOW Börse

ARTIKEL DIESER AUSGABE