Für MM Warburg ist Vermögensverwaltung Brücke zur Realwirtschaft

Das Umfeld für eine Privatbank ist derzeit anspruchsvoll, sagt Christian Olearius, und meint damit im Gespräch mit PLATOW den Dreiklang aus Markt, Wettbewerb und Regulierung. Seit seinem Eintritt bei MM Warburg 1986 sind fast drei Jahrzehnte vergangen. Olearius hat diese Zeit genutzt und die Privatbank so aufgestellt, dass sie die verschiedenen Marktkrisen gut bewältigt hat und er in diesem Jahr ruhigen Gewissens an Sohn Joachim übergeben kann.

Der Senior hat im Laufe seiner Karriere bei der Bank viel dazu gekauft, Banken wie Hallbaum, Marcard Stein, Plump, Löbbecke. Dazu kamen Kapitalanlage- und Immobiliengesellschaften wie Behne, später umbenannt in HIH Hamburgische Immobilien Handlung und im überschaubaren Umfang Schiffsbeteiligungen. Ein Coup gelang Olearius, worauf er heute besonders stolz ist, 2007 mit dem Kauf der Degussa Bank, die in eine eigenständige Holding ausgegliedert wurde. Die Schwäbische Bank gehört heute ebenso zu MM Warburg wie eine Hypothekenbank, die bereits Mitte der 90er Jahre gegründet wurde. Schließlich hat MM Warburg nicht nur bundesweit durch Zukäufe oder Eröffnung von Zweigstellen wie zuletzt in München an Boden gewonnen, sondern auch im Ausland durch eine Dependance in der Schweiz und eine Repräsentanz in New York. In Luxemburg ist die Bank bereits seit 1973 und in Frankfurt seit 1983 vertreten. Olearius achtete bei seinen Einkaufstouren stets auf den Preis. Über niedrige Buchwerte haben wir viel „gebunkert“. Das gesamte Konglomerat ist über die Jahre gewachsen und Olearius räumt ein, dass etwas weniger Komplexität der Gruppe durchaus gut tun würde. Aber das sei leichter gesagt als getan. Oft müsse auf Mitgesellschafter Rücksicht genommen werden. Am Ende ist heute alles wohl austariert, aber es könnte die Aufgabe von Nachfolger Joachim werden, die Gruppe etwas transparenter zu gestalten. Die Solidität ist gewährleistet. „Wir haben gut verdient und immer alles pünktlich zurückgezahlt.“ Trotz der umfangreichen Akquisitionen ist es den Partnern gelungen, eine respektable Eigenkapitalbasis zu schaffen, die die verschärften Standards eher übererfüllt.

Etwas weniger Komplexität täte gut

MM Warburg ist mit einem guten Drittel der Aktivitäten im Investment Banking und Asset Management unterwegs. Private Banking macht ein weiteres Drittel aus und der Kredit ein knappes Drittel. Die überall mit Margendruck kämpfende Vermögensverwaltung, die bei einigen Banken zu Gunsten von M&A und der lukrativen Transaktionsberatung verdrängt wird, hat bei Vater und Sohn Olearius, Max Warburg, dem weiteren PhG und Spross der Gründerfamilie sowie den Partnern Henneke Lütgerath, Eckhard Fiene und Peter Rentrop-Schmid einen hohen Stellenwert. Weit über 40 Mrd. Euro mehr oder weniger gemanagte Assets, privat oder in Fonds, sind eine solide Grundlage. Niemand wird bei MM Warburg in die Vermögensverwaltung gedrängt, aber die überaus bürokratischen Regulierungsauflagen in der Beratung würden dem Kunden und der Bank oft keine andere Möglichkeit lassen. Ein weiteres Feld, auf dem sich die junge Garde bei MM Warburg betätigen könnte, ist die Internationalisierung. Olearius sen. erwartet im Zuge des Fortschreitens der Globalisierung beim nächsten Konjunkturfortschritt eine Belebung des grenzüberschreitenden M&A-Geschäfts. Hier könne die Bank, die schließlich in Hamburg, dem Tor zur Welt, ihren Hauptsitz hat, durchaus punkten. Das reiche Hamburg ist auch sonst ein guter Stammsitz für die 1798 gegründete Bank.

Geld macht unabhängig

Das Kapital der Bank liegt ausschließlich in den Händen von betuchten Familien aus der Region. Auch die Mitte der 1980er Jahre erforderlich gewordenen Veränderungen im Eigentümerkreis wären ohne das enge Geflecht, das die Bank zu den Wohlhabenden der Freien und Hansestadt unterhält, nicht so relativ lautlos über die Bühne gegangen. So hat sich MM Warburg seine Unabhängigkeit von institutionellen Einflüssen bis in die Gegenwart erhalten. Darauf legt die Kundschaft großen wert, die es von ihrer Bank erwartet, dass diese Chancen und Risiken von Geschäftsmöglichkeiten neutral in ihrem Sinne abwägt. Das Ergebnis sind gewachsene Kundenbeziehungen, die fast so alt sind wie die Bank selbst. Schifffahrt und Handel haben Hamburger Familien zu Geld kommen lassen. Ob das Mabanaft ist, die Handelstochter von Marquard & Bahls, einem führenden unabhängigen Mineralölunternehmen in Hamburg, das sich noch ganz im Privatbesitz befindet. Ebenso die Helm AG, ein Mischkonzern, der in den Bereichen Chemie, Pharmazie, Kunststoffprodukte, Pflanzenschutz und Düngemittel vorwiegend als Händler tätig ist. Helm gehört mit einem Jahresumsatz von fast 10 Mrd. Euro zu den 30 größten Familienunternehmen Deutschlands. Diese beiden Namen zeigen das Potenzial, das Hamburg einer gut geführten Bank bieten kann. Nicht zuletzt war Hamburg früher der Standort von weit mehr erfolgreich Privatbanken. Doch die Auslese hat auch vor großen Namen nicht halt gemacht. Bis heute sind Hamburg zwei Platzhirsche geblieben, neben MM Warburg auf der anderen Seite der Binnenalster Berenberg. Beide Häuser haben sich zuletzt unterschiedlich ausgerichtet. Während Berenberg im Hinblick auf die Internationalisierung die Nase vorn hat, mit starker Position in London und New York, und mit Provisionen auf Grund jüngster Erfolge mit Börsengängen Rekordüberschüsse erzielt wurden, hat MM Warburg in allen Geschäftsbereichen solide Ergebnisse erzielt, so dass der Bank unterm Strich immerhin fast ebenso viel blieb wie 2011.

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