Stehen Teile der EM vor einem Paradigmenwechsel?
Die Finanzmärkte in Teilen der Emerging Markets sind in Aufruhr: Argentinien beantragte beim IWF finanzielle Hilfe in Höhe von 30 Mrd. US-Dollar und erhöhte gleichzeitig den Leitzins weiter auf surreal wirkende 40%. Wenig erbauliche Nachrichten kommen auch aus der Türkei, wo die Lira seit Jahresanfang um 15% eingebrochen ist und die Börse (gemessen am ISE-100) ca. weitere 20% verloren hat. Was beide Länder eint: Sie sind auf einen hohen Kapitalimport angewiesen, um das Defizit der Leistungsbilanz auszugleichen. Das funktioniert immer weniger über die Märkte, weil sich die Investoren neu orientieren, angesichts der bereits gestiegenen US-Renditen, die im 10-jährigen Bereich die 3%-Marke überschritten haben. So kam das Institute of International Finance (IIF) jüngst zum Ergebnis, dass die Zuflüsse in die EM im laufenden Jahr insgesamt um rd. 43 Mrd. Dollar schwächer ausfallen als 2017 (-3,6%).
Dieses negative Konjunkturprogramm bremst die Investitionen in weiten Teilen der EM. Neben diesem direkten Finanzierungseffekt verschlechtern sich die Konditionen, denn mit den Zinsen steigen auch die Risikoprämien. Die Investoren werden angesichts knapperer und teurerer Liquidität vorsichtiger. In diesem Zusammenhang spricht das IIF von einem „Paradigmenwechsel“, da bei den Investoren die Intensität sinkt, mit der sie dem letzten Basispunkt an Rendite hinterher jagen. Eine neue Studie aus dem Research der US-Fed unterstreicht die Bedeutung der Risikoprofile. Demnach müssen Volkswirtschaften die Folgen des US-Zinsauftriebs umso mehr fürchten, je höher die Inflationsrate, die Leistungsbilanzdefizite und die Auslandsverschuldung sind und je niedriger Währungsreserven ausfallen. Sie konstruierten aus diesen Faktoren einen Index der Verwundbarkeit und konnten zeigen, dass sich bei Ländern mit hohen Indexwerten Wachstumsverluste von bis zu 1,7 Prozentpunkten je einem Prozentpunkt US-Zinserhöhung im Untersuchungszeitraum (1965 bis 2016) ergaben.
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