Brasilien – Sozialistischer Schock oder weiter mit Tropen-Trump?
In der größten Volkswirtschaft Südamerikas kommt es am Sonntag (30.10.) zur Schicksalswahl: In einer zweiten Runde (s. PEM v. 6.10.) stellt sich der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro dem linken Herausforderer und Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Für viele eine Wahl zwischen Pest und Cholera.
Und nicht ohne Grund: Denn den perfekten Kandidaten gibt es nicht. Bolsonaro etwa machte mit seiner banalisierenden Haltung zum Coronavirus und der extremen Abholzung des Regenwaldes international Schlagzeilen. Seine Nähe zu Donald Trump brachte ihm indes den Namen „Tropen-Trump“ ein. Für da Silva ging es hingegen nach einem umstrittenen Prozess aufgrund von Geldwäsche und passiver Korruption – wohl unschuldig – hinter brasilianische Gardinen. Am Ukraine-Krieg gab er Wolodymyr Selenskyj zudem eine gewisse Mitschuld.
An den Märkten gibt es aber längst einen klaren Favoriten. Und der heißt: Bolsonaro. Der Leitindex Bovespa liegt seit Jahresbeginn bereits 9,4% im Plus. Nach der Aufholjagd Bolsonaros machte er gar einen Sprung um bis zu 8%. Damit liegt der Index zwar weit vor dem MSCI EM (-21,7%) oder Mexikos IPC (-8,8%), doch an Chiles IPSA (+21,2%), Argentiniens MERVAL (+72%) oder den türkischen ISE 100 (+114%) kommt er nicht heran. Und das, obwohl Bolsonaro künstlich Geld in die Wirtschaft pumpt, um die Konjunktur anzukurbeln. So wurden Steuern auf Energie, Telekommunikation und den ÖPNV gesenkt, die Sozialhilfe bis Jahresende erhöht. Dieses Vorgehen werde die Staatsschulden langfristig anheben und die Inflation und Zinsen schon bald wieder antreiben, warnt Ex-Finanzminister Henrique Meirelle. Das Wirtschaftswunder könnte also bald stocken.
Doch egal ob der nächste Präsident Bolsonaro oder da Silva heißt: Unseren Lesern raten wir zu klugem Stock-Picking. Auch brasilianische Werte können durchaus ein Investment wert sein. Für langfristige Leser interessant erachten wir aber auch lateinamerikanische Nachbarn, wie etwa Mexiko. Unser Musterdepotwert Pacifico Airports legte gerade erst Zahlen vor.
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