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Höhere US-Renditen schaden EM weniger als sonst

In der Vergangenheit spürten die EM steigende US-Renditen besonders. Foto: Ein ghanaischer Cedi
In der Vergangenheit spürten die EM steigende US-Renditen besonders. Foto: Ein ghanaischer Cedi © CC0

_ Seit Frühjahr entwickeln sich die Marktzinsen in den USA fast nur in eine Richtung: nach oben. Im April lag die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bei rund 3,3%. Am Montag übersprang sie erstmals seit dem Jahr 2007 die Marke von 5%.

Eigentlich sind das schlechte Nachrichten für Schwellenländer. In der Vergangenheit haben sie häufig besonders unter steigenden US-Renditen gelitten. Denn diese verleiten Investoren dazu, Kapital von dort abzuziehen und in die USA zu bringen. Das treibt in der Regel den Dollar-Kurs in die Höhe und führt in vielen Schwellenländern zu einer Abwärtsspirale, weil sie stark in der US-Währung verschuldet sind.

Der aktuelle US-Renditeanstieg könnte aber für die Schwellenländer glimpflicher ablaufen als sonst. Denn wie stark er sich auswirkt, hängt von den Ursachen ab. Aktuell lassen sich zwei Phasen unterscheiden. „Bis in den September sind die US-Renditen wegen der starken Wirtschaft in den USA gestiegen. Das war negativ für die Schwellenländer, weil dadurch tendenziell mehr Kapital von dort abgeflossen ist,“ sagt Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann. Zuletzt hat sich die Lage aber verändert. Leuchtmann führt den abrupten Renditeanstieg in den vergangenen Wochen eher auf Sorgen um die ausufernde Verschuldung in den USA zurück. Dies sollte die Schwellenländer weniger belasten.

Steigen die US-Renditen wegen der wirtschaftlichen Stärke der USA, ist dies für Länder wie Indonesien oder Südafrika schmerzhafter. Investoren schichten dann Kapital von dort in die USA um. Laut den Daten des internationalen Bankenverbands IIF haben Anleger im September netto fast 14 Mrd. Dollar aus den Schwellenländern abgezogen. Davon entfielen 11,9 Mrd. auf den Aktienmarkt und 1,8 Mrd. Dollar auf den Anleihemarkt. Ähnlich sah es im August aus.

Entsprechend stark werteten Schwellenländer-Währungen ab. Von Juni bis Ende September hat zum Beispiel der chilenische Peso über 11% zum Dollar an Wert verloren, die türkische Lira über 30%. Zuletzt haben sich die Währungen stabilisiert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Treiber hinter dem US-Renditeanstieg verändert haben. Sie steigen nicht mehr, weil die US-Wirtschaft wächst. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck der Tatsache, dass sich Investoren Sorgen über die ausufernden Schulden in den USA machen. US-Staatspapiere sind nicht attraktiver geworden. Investoren verlangen eine höhere Risikoprämie, um sie zu halten. Die Schwellenländer müssen sich also weniger Sorgen machen. jam

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