Brasilien – Warum der Real so leidet
Der brasilianische Real hat die Schallgrenze von 4 Real pro US-Dollar durchbrochen. Damit hat Brasiliens Währung wieder die Tiefststände erreicht, die wir schon in den spannungsreich-sten Wochen um die Amtsenthebung Dilma Rousseffs gesehen haben. Es wäre jedoch zu einfach, den Absturz allein der Politik von Präsident Jair Bolsonaro in die Schuhe zu schieben (s. auch PEM v. 16.5.), der in einem Land mit harter Hand durchgreift, das auf andere Weise wohl nicht zu zähmen ist. Kriminalität und Korruption sind über viele Generationen so tief verwurzelt, dass die Politik die Themen anders angehen muss als in Westeuropa.
Vielmehr leidet der Real unter dem von US-Präsident Donald Trump entfesselten Handelskrieg mit China. Neben diesen Sorgen fürchten sich Anleger in Brasilien aber auch noch vor einer neuen Rezession, nachdem Notenbankchef Roberto Campos Neto jüngst verlauten ließ, dass die Wirtschaft im ersten Quartal leicht geschrumpft ist. Aber auch die geringen Fortschritte bei der so wichtigen brasilianischen Rentenreform sorgen für Druck auf die Landeswährung. An dieser Stelle kann man Bolsonaro noch am ehesten etwas ankreiden. Der Präsident erweist sich als nicht besonders stark bei der Umsetzung der dringend nötigen Neuausrichtung der Pensionen, die als Schlüssel zur Konsolidierung der Staatsfinanzen gilt. Bolsonaro bleibt gefangen zwischen großen Ankündigungen und seinem Image als durchsetzungsfähiger Macher einerseits und der simplen Tatsache, dass er andererseits keine eigene Mehrheit im Parlament hinter sich hat. Bei unpopulären Reformen wie den geplanten Rentenkürzungen findet er kaum Mehrheiten, wodurch das zentrale Problem auf der langen Bank landet. Damit fehlen die Voraussetzungen für eine Fortsetzung der kräftigen Erholung nach der Rezession bis 2017. Die Auguren der Ratingagenturen sowie des IWF sehen das Wachstum auch für das laufende Jahr unter 2%. Damit ist nicht viel zu gewinnen. Unter Umständen drohen sogar weitere Abstufungen des Ratings.
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