In Polen breitet sich der Korruptionssumpf aus

Ausgangspunkt war die Entlassung des stellvertretenden Außenministers Piotr Wawrzyk mit der kryptischen Begründung des „Mangels an zufriedenstellender Zusammenarbeit“. Gleichzeitig verschwand der PiS-Funktionär praktisch geräuschlos von den Listen zur anstehenden Parlamentswahl. Wenig später erklärte das Außenministerium, dass der Leiter des Büros für Recht und Compliance entlassen, eine Prüfung der Konsularabteilung des Ministeriums und aller konsularischen Vertretungen angeordnet und Verträge mit externen Unternehmen für die Bearbeitung von Visa gekündigt worden seien. Wawrzyk gilt als zentrale Figur eines Systems, das über Mittelsmänner Schengen-Visa gegen 5 000 US-Dollar Bestechungsgeld lieferte. Ob es bislang nur „einige Hundert“ (so die Regierung) oder „Hunderttausende“ Visa waren (so die Opposition), ist schon fast belanglos: Bei den Beteiligten aus dem PiS-Dunstkreis war offenbar der Eindruck entstanden, dass die PiS politischen Schutz gegen die Justiz gewährt.