Kapitalflucht aus Russland
Politische Börsen haben kurze Beine, besagt eine häufig zitierte Börsenweisheit. Doch für den russischen Aktienmarkt könnten die Beine dieses Mal deutlich länger sein. Moskaus Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze hat den Westen auf den Plan gerufen – EU, Nato, G7. Russland werde einen hohen politischen Preis für die Aktivitäten in der Ukraine zahlen, drohte bereits Außenministerin Annalena Baerbock und stellte eine Genehmigung von Nord Stream 2 infrage.
Dieser Preis könnte aber auch massive wirtschaftliche Auswirkungen haben. So wird bereits eine Abtrennung des Landes vom internationalen Zahlungsverkehrsdienstleister SWIFT gefordert. 11 000 Banken nutzen die Plattform, auf der weltweit Finanzdienstleistungen abgewickelt werden. Es ist das schärfste Schwert des Westens, das er von 2012 bis 2016 bereits gegen Iran im Atomstreit geschwungen hat. Die Folge: Das Mullah-Regime verlor fast die Hälfte seiner Einnahmen aus dem Ölhandel, die Exporte brachen um ein Drittel ein. Iranische Händler mussten Öltanker in bar bezahlen, damit diese noch auslieferten. Dieses Szenario droht nun auch Russland. Am Aktienmarkt macht sich bereits Panik breit: Der mit Energiekonzernen und Banken gespickte Leitindex RTX rauschte seit Monatsbeginn in der Spitze um fast 11% in den Keller, seit Ende Oktober sogar um über 20%. Dass Wladimir Putin eine solche Sanktion bereits als Kriegserklärung bezeichnet hat, dürfte die Verunsicherung der Anleger nur verstärkt haben.
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