Corona macht auch vor Lateinamerika nicht halt
Die anfängliche Corona-Epidemie ist längst zur weltweiten Pandemie geworden. Jetzt hat sie auch Südamerika erfasst. Dort trifft das Virus auf ohnehin geschwächte Volkswirtschaften, die bereits durch die von den USA losgetretenen Handelskonflikte und den daraus folgenden Konjunkturabschwung getroffen wurden. Nun tun die im Zuge der Seuchenbekämpfung verhängten Kontakt- und Bewegungsverbote ein Übriges, um den Abschwung in eine scharfe Rezession zu verwandeln.
Dramatisch scheint vor allem die Lage in Argentinien, das durch die fehlgeschlagenen Liberalisierungsversuche des mittlerweile abgewählten Präsidenten Mauricio Macri bereits geschwächt in die neuen Krisen hineingestolpert ist. Rund 11 Mio. der 45 Mio. Einwohner wollen die Lebensmittelhilfe in Anspruch nehmen, um die Zeit der Ausgangsbeschränkungen zu überstehen, in der allzu viele von ihren normalen Einkommensquellen abgeschnitten sind. Geplant und Vorsorge getroffen hatte die Regierung von Präsident Alberto Fernández für 4 Mio. Bürger. Das finanziell ohnehin schwach aufgestellte Land (B-Rating bei den drei großen Agenturen) droht in den nächsten Default zu rutschen, denn Präsident Fernández zufolge haben die aktuellen Gesundheitsausgaben Vorrang vor der Bedienung der Staatsschulden. Hinzu kommt für die Südamerikaner ein spezielles Problem: Vor dem Hintergrund der Epidemie hat China zusätzliche Kontrollen und Beschränkungen für die Lebensmittelimporte eingeführt, namentlich das aus Brasilien und Argentinien kommende Rindfleisch. Alles in allem dürfte das zu Anfang des Jahres noch für die Lateinamerikaner erwartete leichte Wachstum (lt. IWF 1,6% für die Region insgesamt) damit Makulatur sein, trotz ambitionierter Ausgabenpläne der Regierungen. Die vorliegenden Programme haben eine Größenordnung zwischen 2% vom BIP in Brasilien bis 4% vom BIP für Chile. Abgesehen von Chile ist in den anderen Ländern aber ohnehin noch fraglich, was am Ende tatsächlich realisiert wird – noch handelt es sich nicht um durch Mehrheiten festgeklopfte Vorhaben. Zumal auch die Verfügbarkeit internationaler Liquidität fraglich ist angesichts des „sudden stopp“ der Zuflüsse aus den etablierten Industriestaaten im Zuge der aktuellen Krise (s. PEM v. 4.3.). Die Investoren ziehen netto Mittel aus den Schwellenländern ab, was die Kurse dort einbrechen und die Märkte austrocknen lässt.
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