Bossard – Frühzykliker mit Qualität
Der Schweizer Schraubenhändler Bossard profitiert von einer breit gestützten Industrienachfrage. Nach dem Q2-Umsatz von Mitte Juli (14.7.) folgten am Dienstag (24.8.) detaillierte Zahlen sowie der Ausblick.
Mit Wachstum in allen Regionen (Europa: +39%, 60% Umsatzanteil; Nordamerika: +38%; Asien-Pacific: +35%) wuchsen die Umsätze in Lokalwährung um 38% auf 250 Mio. CHF, nach lediglich +12,9% im Q1. Das EBIT stieg dank operativer Skaleneffekte im 1. Hj. überproportional um 64% auf 67,2 Mio. CHF mit einer Marge von 13,6% (+330 Basispunkte). Für das Gj. rechnet CEO Daniel Bossard, seit 2000 im Unternehmen und seit 2009 CEO, mit einem Umsatz zwischen 930 Mio. und 960 Mio. (1. Hj.: 495 Mio.) CHF und einer EBIT-Marge am oberen Ende der langfristig angepeilten Bandbreite von 10 bis 13%. Im Mittel entspräche dies einer Wachstumsnormalisierung im 2. Hj. auf etwa 9%.
Bereits in den vergangenen fünf Jahren haben die Schweizer sehr ordentlich gewirtschaftet. Werden die 2021er-Ziele erreicht, konnten die Gewinne jährlich um knapp 8% zulegen. Das freie Cashflow-Wachstum von jährlich knapp 20% und die hohe Cash Conversion von über 70% beweisen zudem: Die Gewinne landen dank der geringen Kapitalintensität des Geschäftsmodells (Investitionen jährlich 3% vom Umsatz) auch in der Kasse. Die Kapitalrenditen (ROIC) sind mit bis zu 20% entsprechend hoch, Bilanz und Nettoverschuldung sehr solide. Bossard ist dank hoher Kostendisziplin, klugen Zulieferermanagements und der schnellen wirtschaftlichen Erholung sehr gut durch 2020 gekommen. Die sehr langfristig orientierte Strategie mit Fokus auf strukturell wachsende Schlüsselmärkte wie z.B. Elektromobilität, Schienenfahrzeugbau, Gesundheitstechnologie und Robotik zahlt sich aus. Aber nicht nur als verlässlicher Zulieferer, sondern auch mit Lösungen im Bereich Inventarmanagement und Beratung für effiziente Produktionsabläufe unterstützt das Unternehmen seine rund 30 000 Kunden und bindet diese an sich.
Als Frühzykliker hat die Aktie (305,00 CHF; CH0238627142) in den vergangenen zwölf Monaten aber schon stark performt (+80%). Mit einem 2022-KGV von 23 (5-Jahresschnitt: 18) erscheint uns die Aktie vor dem Hintergrund einer wahrscheinlichen Wachstumsnormalisierung (vgl. „Unsere Meinung“ in PB v. 25.8.) und trotz starker Zahlen aktuell fair bewertet.
Bossard landet daher vorerst auf unserer Watchlist.
Bossard Aktienkurs in EUR
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