Schwächelnde US-Konsumenten
In den letzten Jahren erwiesen sich die US-Verbraucher als Stützpfeiler der Wirtschaft. Dabei wurde die Stärke der Konsumenten von vielen unterschätzt.
Stimulus-Pakete während der Pandemie, aufgestaute Konsumwünsche nach den Lockdowns, der Erlass von Studentenkrediten und reale Lohnsteigerungen führten zu einer erstaunlich robusten Konsumlaune. Doch nun zeigen sich allmählich Risse unter der Oberfläche.
Die Einzelhandelsumsätze für Mai lagen durchweg deutlich unter den Erwartungen. Auch wenn die Umsätze insgesamt noch nicht zurückgegangen sind, sind negative Überraschungen und nachträgliche Korrekturen nach unten erste Anzeichen für eine Abschwächung. Seit einigen Monaten übertreffen zudem Aktien von Basiskonsumgütern die von zyklischen Konsumgütern.
So verzeichnet der SPDR Consumer Staples Index seit Jahresbeginn einen Zuwachs von 7,7%, während der SPDR Consumer Discretionary Index nur um 2,9% gestiegen ist. Die Skepsis unter Anlegern wächst vor allem in Bereichen, in denen Konsumenten als erstes sparen, wenn sie wirtschaftlichen Druck verspüren. So zeigen sich bei Restaurantumsätzen, Möbeln und Baumaterialien (Renovierungen) deutliche Schwächen.
Ein interessantes Phänomen ist auch auf dem Automarkt zu beobachten: Neuwagen werden mit immer größeren Rabatten angeboten, während die Nachfrage nach Gebrauchtwagen ungewöhnlich stark ist. Nach Daten von Cox Automotive waren die gewährten Neuwagenrabatte im Mai mit 6,7% auf dem höchsten Stand seit Mai 2021, während die Stückzahl der verkauften Gebrauchtwagen deutlich über den Vorjahren lag.
Konsumenten interessieren sich zwar weiterhin für Autos, entscheiden sich jedoch zunehmend für Gebraucht- statt für Neuwagen. Und schließlich steigen seit Monaten auch die US-Arbeitslosenzahlen langsam, aber stetig. Mit derzeit 4% liegt die Arbeitslosenquote zwar noch unter dem langfristigen Durchschnitt von 5,7%, doch die Tendenz ist eindeutig.
In Europa scheinen wir uns vom Energieschock erholt zu haben. Hier verbessert sich die wirtschaftliche Lage, während der zyklische Konsum in den USA an Momentum verliert. Insbesondere zyklische Small-Caps in Europa könnten daher in den kommenden Monaten gut abschneiden. Entscheidend bleibt der Blick auf die individuelle Lage des Unternehmens und die Bewertung. dag
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