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Smartbroker – Ein Gamechanger und zwei Belastungsfaktoren

Nahaufnahme des Handy-Displays mit Logo-Schriftzug von Smartbroker, Börsenchart im Hintergrund
Nahaufnahme des Handy-Displays mit Logo-Schriftzug von Smartbroker, Börsenchart im Hintergrund © AdobeStock

Smartbroker hat nach den Halbjahreszahlen die Gewinnprognose angehoben. Doch was auf den ersten Blick nach einer durchweg positiven Nachricht klingt, könnte bei genauerem Hinsehen Fragezeichen aufwerfen. Warum Anleger die Entwicklung nicht nur als Erfolg werten sollten, haben wir im Interview mit CEO André Kolbinger und Vorstandsmitglied Thomas Soltau geklärt.

Die Migration der Kunden und der Aufbau der eigenen App Smartbroker+ hatte das Geschäft lange belastet (vgl. PB v. 23.2.). „Wir sind seit Mai im Normalbetrieb. Die Migration dauerte länger und daher haben wir weniger Geld für die Kundenneugewinnung ausgegeben als geplant“, erklärt uns Kolbinger. Der EBITDA-Zuwachs um 71% beruht also teilweise darauf, dass die Berliner weniger aggressiv auf Kundenfang gegangen sind, weshalb die Kundenzahl in diesem Jahr bei etwa 179.000 stagniert. Laut Vorstandsmitglied Soltau haben sich rund 20.000 Neukunden bei der Smartbroker-App registriert. Bis Jahresende sollen monatlich 8.000 weitere gewonnen werden, insgesamt also 25.000.

Dafür stehen 3 bis 4 Mio. Euro an Marketing-Budget zur Verfügung, um die „richtigen Kunden“ zu gewinnen. Die Berliner versprechen sich insbesondere vom neu eingeführten Kryptohandel und einem noch geplanten Tagesgeldkonto einen echten Schub. Die höheren Marketingkosten erklären auch, warum bei unveränderter Umsatzerwartung von 50 bis 55 Mio. Euro für das Gesamtjahr nun ein EBITDA von 3,0 bis 5,0 Mio. Euro prognostiziert wird – nur geringfügig mehr als die bereits im ersten Halbjahr erzielten 2,9 Mio. Euro.

Zwei Belastungsfaktoren bleiben, die Kolbinger auf Rückfrage auch einräumte. Erstens: Die Handelsaktivität der Kunden (im August bei annualisiert 18 Trades) bleibt weit hinter den Corona-Zeiten zurück und ist vom Unternehmen nur bedingt beeinflussbar. Zweitens: Wie das von der EU geplante Verbot von Payment-for-Orderflow kurz: PFOF) in die Praxis umgesetzt wird, bleibt derzeit unklar. Beim Smartbroker ist PFOF für bis zu 70% der Transaktionserträge verantwortlich. „Vorsichtig optimistisch“ bleibe er, dass solche Gebühren auch künftig in abgewandelter Form möglich bleiben, erklärt Kolbinger.

Einen „Gamechanger“ für die Industrie – so nannte er es jedenfalls in einem LinkedIn-Beitrag – erhofft sich derweil Soltau von der möglichen künftigen Aktienrente, wie sie Finanzminister Christian Lindner vorschlägt. Abzuwarten bleibt, wie sie konkret ausgestaltet wird. Belebt sie die Aktienkultur, profitiert der Smartbroker davon: „Das Hauptgeschäft machen wir mit Transaktionen, und dieses Geschäft ist skalierbar“, so Soltau.

Das mag durchaus so sein. Aber bei der Aktie (8,04 Euro; DE000A2GS609) rechnen die Analysten erst ab 2026 mit einem Gewinn. Auf Basis der Gewinnschätzung ergibt sich dann ein KGV von 31. Zum Vergleich: Vor Corona handelte das Papier auf einem Gewinn-Multiple von 17, das uns angemessener erscheint. kdb

Wir beobachten Smartbroker weiterhin.

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