Robinhood – Held oder Missetäter?
Robinhood gelang Ende Juli der Sprung an die Börse. Es war einer der im Vorfeld am meisten diskutierten Börsengänge des Jahres. Der US-Neobroker, dessen Firmenname nicht nur rein zufällig an die Geschichten des Volkshelden Robin Hood anlehnt, macht es sich zur Aufgabe, den Finanzmarkt für „alle zu demokratisieren“. Es ist daher kein Zufall, dass sich vor allem Kleinanleger mit dem Fintech identifizieren und im Zuge des derzeit laufenden Aktienbooms anschließen. CEO Vladimir Tenav nutzte daher die Gunst der Stunde und brachte das Unternehmen nun an die Börse.
Robinhood ist Anbieter einer Trading-Plattform. Per App können Nutzer Aktien, Optionen und Kryptowährungen handeln – kostenlos. Den Löwenanteil des Umsatzes generiert das Start-up als Vermittler der Transaktionen an Market-Maker. Diese Hochfrequenzhändler wiederum machen ihre Gewinne über die Differenz des Kurses, den Robinhood-Nutzer zahlen und dem tatsächlichen Preis einer Aktie am Markt (Spread). Das Geschäftsmodell gerät derweil unter Druck. Die US-Börsenaufsicht SEC prüft bereits regulatorische Schritte zum Schutz der Kleininvestoren.
Seit ihrem Debüt hat die Aktie (56,27 US-Dollar; US7707001027) turbulente Tage hinter sich. Gleich der erste Handelstag mutierte zum Fiasko, der Kurs sackte um über 10% auf 34,00 US-Dollar (Ausgabekurs: 38,00 Dollar) ab. Zur Wochenmitte setzte dann eine extreme Gegenbewegung an: Der Wert schoss zeitweise 80% nach oben. Derweil gewinnt das Papier prominente Fürsprecher. Die berühmte Fondsmanagerin Cathie Wood baute eine größere Position an Robinhood-Papieren in ihren ARK Fonds aus. Die Volatilität erinnert an die Ausbrüche um die Gamestop-Aktie.
Angesichts der derzeit erzielten Umsätze ist auch die Bewertung sehr ambitioniert. Im Gj. 2020 kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 959 Mio. Dollar, bei einem Gewinn von 7 Mio. Dollar. Das entspricht einem KUV von 33. Laut Unternehmensangaben zählte Robinhood Ende März 18 Mio. Kunden und verwaltete rd. 81 Mrd. (Vj: 19,2 Mrd.) Dollar. Der durchschnittliche Umsatz eines Kunden ist um 65% auf 137 Mio. Dollar gestiegen. Keine Frage, das sind Wachstumsraten, die eine hohe Bewertung rechtfertigen können, sofern sie nachhaltig sind. Weitaus problematischer erachten wir jedoch das Geschäftsmodell, das kritisch beobachtet wird. Wie stark die Börsenaufsicht das Unternehmen regulieren wird, ist ungewiss.
Uns fehlt daher das notwendige Vertrauen in das Unternehmen und das zugrundeliegende Geschäftsmodell. Nur wenige Tage nach dem Börsengang gaben bereits einige frühe Investoren bekannt, rd. 98 Mio. Aktien in nächster Zeit verkaufen zu wollen – erneut brach der Kurs um rd. 30% ein. Die schnelle Trennung ist nicht gerade ein Vertrauensbeweis. Wir bevorzugen daher etablierte Unternehmen, die über mehrere Jahre hinweg ihr Geschäftsmodelle gefestigt und ihre Marktposition unter Beweis gestellt haben.
Finger weg von Robinhood. Das Geschäftsmodell und das aktuelle Handelsumfeld ähneln einer Spielhalle.
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