Europa – Corona bremst den Süden aus
Emmanuel Macron ist ein überzeugter Europäer. Vor knapp zwei Jahren, am 20.11.2018, die nahende Europawahl (23. bis 26.5.2019) im Blick, prägte der französische Präsident vor 1 000 Studenten der belgischen Universität Löwen den Begriff des „Europas der zwei oder gar drei Geschwindigkeiten“.
Es sei ein Fehler in den letzten fünf bis zehn Jahren gewesen, dass immer alles mit 28 (nach dem Brexit 27) Staaten entschieden werden sollte. Das habe nicht funktioniert und Europa gelähmt. Als Beispiele für eine gelungene Kooperation einzelner EU-Staaten verwies er auf den Schengen-Raum, die Eurozone sowie den Verteidigungsbereich. Corona hat Macrons Visionen zu Europa neue Aktualität verliehen. Die Pandemie wütet in Europas Süden mit Spanien und Italien weitaus heftiger als im wohlhabenden Mitteleuropa mit Deutschland und den Benelux-Staaten. Länder, die mit besseren Gesundheitssystemen aufwarten können, konnten ihre Wirtschaft schneller wieder hochfahren. Ihr Wachstumsvorsprung wurde durch Corona weiter ausgebaut. Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte werden eher wieder größer. Von einer Harmonisierung ist Europa so weit entfernt wie lange nicht mehr.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Süden Europas wie keine andere Region vom Tourismus lebt. Dadurch, dass ganz Spanien zum Risikogebiet erklärt wurde, wird die Wirtschaft nochmals schwer mit getroffen. Das Unglück der Länder und Regionen in der EU mit Reisewarnung des Auswärtigen Amtes wurde nochmals gesteigert durch den Hinweis von Gesundheitsminister Jens Spahn, der allen Deutschen riet, doch besser zuhause zu bleiben und in heimatlichen Gefilden Urlaub zu machen. Dieser Appell wirkt wie ein Konjunkturprogramm für den inländischen Tourismus und für das schwer heimgesuchte Hotel- und Gaststätten-gewerbe, das durch Corona zunächst hohe Umsatzeinbußen erlitt. Jetzt hat sich alles gedreht und viele Milliarden Euro, die der Reiseweltmeister regelmäßig außerhalb der Landesgrenzen ausgibt, wandern in heimische Portemonnaies.
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