Landesbanken – Treiben die Länder den nächsten Fusionsanlauf?
Hessen stockt bei Helaba auf _ Zufrieden zeigte sich Hessens Sparkassenpräsident Stefan Reuß im PLATOW-Gespräch am Rande der Abschiedsgala für seinen baden-württembergischen Amtskollegen Peter Schneider (s. gesonderten Artikel) über den Kompromiss zur neuen Eigenkapitalstruktur der Helaba. Demnach schießt das Land Hessen 2 Mrd. Euro frisches Kernkapital in die Helaba ein, davon 500 Mio. Euro als hochverzinste AT1-Anleihe.
Im Gegenzug steigt der Anteil des Landes an der Helaba von bislang 8,1% auf 30,08%. Zudem erhält Hessen seine vor Jahrzehnten in die Helaba eingebrachte stille Einlage (ebenfalls 2 Mrd. Euro) zurück, die von der EZB nicht mehr länger als hartes Eigenkapital anerkannt wird. Der Anteil des Sparkassen-Sektors sinkt entsprechend von 87,85 auf 66,44%, wobei der Sparkassenverband Hessen-Thüringen mit 50% seine Mehrheitsposition knapp retten konnte.
Im Konzert der großen Landesbanken war die von den Sparkassen dominierte Helaba bislang ein Sonderling. Während bei BayernLB (75% Freistaat Bayern), Nord/LB (58% Land Niedersachsen) und LBBW (40,5% Land Baden-Württemberg) die Länder maßgeblich den Ton angeben, spielen Hessen und Thüringen (4,05%) im Eigentümerkreis der Helaba bislang nur eine Nebenrolle. Das wird sich mit der im Spätsommer 2024 erwarteten Umsetzung der vom Land Hessen auf Pump finanzierten Kapitalspritze grundlegend ändern. Dann steigt Hessen zum zweitgrößten Helaba-Anteilseigner auf.
Reuß, der als Anhänger eines gemeinsamen Sparkassen-Zentralinstituts mit Sitz in Frankfurt gilt, sieht in der neuen Eigentümer-Konstellation der Helaba auch eine Chance für einen neuen Anlauf zur Konsolidierung des Landesbanken-Sektors. Diesmal, so glaubt Reuß, könnten die Länder das Heft in die Hand nehmen und einen Zusammenschluss der Landesbanken vorantreiben. Aktuell deutet allerdings kaum etwas auf eine solche Volte der Länder hin. Dank sprudelnder Gewinne im Gefolge der Zinswende scheinen die Länder gerade wieder deutlich mehr Gefallen an ihren Landesbanken zu finden. Lassen sich die Institute angesichts knapper Landeskassen doch prima zur Finanzierung strukturpolitischer Projekte der jeweiligen Landesregierung einspannen.
Dass Reuß dennoch auf die Länder setzt, um irgendwann neuen Schwung ins Fusionskarussell der Landesbanken zu bringen, kommt indes nicht von ungefähr. DSGV-Chef Ulrich Reuter macht keinerlei Anstalten, die am Widerstand einiger mächtiger Regionalverbände gescheiterten Pläne seines Vorgängers Helmut Schleweis zur Schaffung eines Sparkassen-Zentralinstituts wieder aus der Schublade zu holen. Damit bleiben als mögliche Fusionstreiber nur die Länder. Neue Fusionsdynamik in den Landesbanken-Sektor dürfte aber wohl erst wieder bei einer schweren Krise kommen, wenn einzelne Institute in eine Schieflage zu geraten drohen. fm
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