Bethmann schluckt HAL – Was wird aus Bentlage?
Closing im ersten Quartal 2025 _ Spekulationen über Veränderungen im Eigentümerkreis von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) halten sich schon seit geraumer Zeit. Der chinesische Alleineigentümer Fosun braucht dringend Geld, um seinen Schuldenberg abzubauen.
Dass es nun so schnell geht, hat allerdings auch HAL überrascht. Mitten in der Nacht auf Dienstag kündigte die niederländische ABN Amro (Bethmann) die Übernahme von HAL für 672 Mio. Euro an. Das ungewöhnliche Timing ist der Zeitverschiebung und dem Handel in Hongkong, wo Fosun notiert ist, geschuldet.
Auf der Übernahme-PK in Frankfurt zeigten sich ABN Amro-CCO Choy van der Hooft-Cheong und Deutschland-Chef Hans Hanegraaf mächtig stolz über den Zukauf, der das unter dem Dach der Bethmann Bank gebündelte deutsche Wealth Management-Geschäft der Niederländer strategisch bestens ergänzt und auch über eine ähnliche Unternehmenskultur verfügt. Mit der Übernahme von HAL (26 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen), die im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden soll, sichert die Bethmann Bank (44 Mrd. Euro) ihre Position als Nummer drei auf dem deutschen Wealth Management-Markt nach der Deutschen Bank und der Commerzbank ab.
Der HAL-Geschäftsbereich Asset Servicing eröffnet Bethmann zudem die Möglichkeit, institutionellen Kunden künftig auch Dienstleistungen rund um die Verwahrung von Vermögenswerten und die Administration von Investmentprodukten anzubieten. Den voraussichtlichen Namen Bethmann für die neue Einheit wollte uns offiziell noch keiner bestätigen.
Interessant war auch, wer nicht auf dem Podium in der Frankfurter Deutschland-Zentrale von ABN Amro stand. HAL-Chef Michael Bentlage war, wie es hieß, auf Wunsch von Fosun der PK ferngeblieben. Hanegraaf, der in Personalunion auch CEO der Bethmann Bank ist, und van der Hooft-Cheong wollten sich auf Nachfrage nicht dazu äußern, wer künftig das gemeinsame Institut führen soll. In der offiziellen ABN Amro-Mitteilung durfte sich Bentlage aber fast schon etwas überschwänglich bei den HAL-Mitarbeitern bedanken, „die mit ihrem großen Einsatz die fantastische Entwicklung der Bank in den vergangenen 10 Jahren maßgeblich ermöglicht haben“. Das klingt schon sehr nach Abschied.
Aus dem Zusammenschluss erwartet sich ABN Amro in den kommenden drei Jahren Kosten- und Ertragssynergien von rund 60 Mio. Euro. Hanegraaf beteuerte zwar, dass es ihm dabei vor allem um Wachstum gehe, zugleich deutete er aber auch einen Personalabbau an, ohne sich auf konkrete Zahlen festlegen zu wollen. Aktuell beschäftigt Bethmann 730 Mitarbeiter, bei HAL sind es sogar 1.200. Nicht einbezogen in die Transaktion sind die luxemburgischen und irischen Asset Servicing-Töchter von HAL. Sie verbleiben bei Fosun. fm
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Digitaler Euro – Warum der Zeitplan wackelt
Die Vorbereitungsphase für den digitalen Euro könnte sich länger hinziehen als geplant, berichten Insider ggü. PLATOW. Grund ist der schleppende Prozess im Europaparlament und im Europäischen... mehr
EPI – Digitale Geldbörse Wero startet spätestens am 2. Juli
Das Versprechen der European Payment Initiative (EPI) ist simpel: Mit nur wenigen Klicks sollen Millionen von Bankkunden in Sekunden Zahlungen durch ganz Europa schicken können. Möglich... mehr
EZB – Bankenaufsicht soll effizienter werden
Die EZB-Bankenaufsicht will ihre jährliche Evaluation der Banken anpassen. Das Verfahren mit dem Akronym SREP soll kürzer, aber tiefgründiger werden. Das kündigte die Chefin der EZB-Bankenaufsicht,... mehr
EY-Barometer – Deutschen Banken gelingt Doppelschlag
90% der deutschen Banken bewerten ihre operative Geschäftsentwicklung derzeit positiv. Und das, obwohl jedes elfte Haus gleichzeitig mit einer starken Konjunkturverschlechterung rechnet,... mehr
Banken-Tarifrunde – Diesmal kann es schnell gehen
Die Lohnforderungen der Gewerkschaft Verdi für die Banken-Tarifrunde 2024 sind happig. 12,5% mehr Gehalt, mindestens jedoch 500 Euro und 250 Euro mehr für Auszubildende verlangt Verdi. mehr
Künstliche Intelligenz als Sargnagel des Kollektivs
Das Ende der Solidarität in der Versicherung steht bevor. Das befürchten die Experten der 1973 gegründete Geneva Association, einem Zusammenschluss namhafter Versicherungen, deren Mitglieder... mehr
Manfred Knof – Tête-à-Tête mit Macron
Auch auf dem internationalen Parkett gewinnt die Commerzbank zunehmend an Bedeutung. mehr