Zahlungsmittel

Gamechanger im Zahlungsverkehr?

Bei Rechnungen dominiert (noch) das Papier
Bei Rechnungen dominiert (noch) das Papier © CCO

_ Der Zahlungsverkehr war einst eine wichtige und unangefochtene Säule im Provisionsgeschäft der Banken. Doch durch disruptive Entwicklungen, eine verschleppte Digitalisierung und neue Marktteilnehmer haben hiesige Banken ihre ehemalige Dominanz verloren.

Einfach zu bedienende Anwendungen wie PayPal, Klarna oder die Wallet-Anbieter Apple Pay oder Google Pay bescheren den Banken bis heute empfindliche Ertragseinbußen. Eine neue Kundenrelevanz bei Payments schaffen, wäre ein Weg zurück zu alter Stärke und Sichtbarkeit im Ankerprodukt Giro bei Privat- und Firmenkunden. 

Wird „Request to Pay“ (RTP) der neue Goldstandard für Zahlungen? Daran glaubt der Payment-Experte Nils Brinkhoff von der DZ Bank mit der Einführung des Pilotbetriebes in der genossenschaftlichen Bankengruppe noch in diesem Jahr. Bei RTP handelt es sich um ein Nachrichtenformat, bei dem Rechnungen elektronisch und automatisiert zwischen Unternehmen, Kunden und den beteiligten Banken ausgetauscht und dann auch per Klick bezahlt werden können.

Für das revolutionäre Thema hat der Hamburger Softwarespezialist für Banken und Versicherungen PPI eine eigene Tochter an den Start gebracht. Unter dem Namen PAYCY firmiert die White-Lable-Plattform als Makler in der Abwicklung von Rechnung und Zahlung inkl. Archiv in der Banking-App.

„RTP ist Ausdruck der fortschreitenden digitalen Transformation von Staat und Gesellschaft“, gibt sich PPI überzeugt und hat mit der DZ Bank den ersten strategischen Kooperationspartner gewonnen. Der private und öffentliche Bankensektor könne dann folgen. PAYCY ist das bislang „fehlende Puzzlestück für eine neue innovative bankenübergreifende Zahlungsabwicklung“, glaubt Brinkhoff.

Während die europäische Payment-Initiative EPI die Zahlungen von E-Commerce und Point of Sale (POS) im Blick hat (s. PLATOW vom 30.6. und 11.7.), nimmt die DZ Bank mit RTP zunächst das traditionelle Geschäft mit schriftlichen Rechnungen ins Visier. In Deutschland mit 32 Mrd. Rechnungen im Jahr ist das immer noch die Zahlungsmethode Nummer 1. „Der manuelle Aufwand ist enorm, der Papierverbrauch auch“, sagt uns PAYCY-Sprecher Florian Bongartz.

Bereits 2021 wurde in Europa mit „SEPA Request to Pay“ (SRTP) das Zahlverfahren standardisiert und die Tür für innovative Lösungen geöffnet. Banken näherten sich bislang aber nur zögerlich. Doch der mögliche Domino-Effekt lockt jetzt sehr. Wir meinen, ein besseres Liquiditätsmanagement für Firmenkunden und Transparenz in der Privatkundenbeziehung könnten schnelle Mehrwerte für Banken durch RTP schaffen. dd

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