Hauck Aufhäuser Lampe bekommt Zinswende zu spüren
aber IT-Synergien winken _ Wie bei vielen Banken macht sich die erste Zinssenkung der EZB auch bei Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) bemerkbar. Wie uns inoffiziell aus dem Haus berichtet wird, liegt HAL zum Halbjahr beim Ergebnis zwar über Vorjahr, aber leicht unter Plan.
Grund dafür seien leicht gesunkene Zinsmargen. Operativ ist HAL dennoch offenbar weiter gut unterwegs. Das Neugeschäft liegt demnach deutlich über der Planung. Das Ziel von HAL-Chef Michael Bentlage, 2024 das Ergebnis aus dem Vorjahr (+20% auf 113 Mio. Euro v. St.) noch zu übertreffen, scheint immer noch gut erreichbar.
Der Kauf durch ABN Amro dürfte nach Abschluss der Transaktion im Frühjahr 2025 weiteren Rückenwind bringen. Die ABN Amro-Tochter Bethmann nutzt wie HAL das Kernbankensystem OBS von Objectway. Hier sind Synergien drin durch eine bessere Auslastung der Plattform. Die technische Migration wäre zudem längst nicht so aufwändig wie beim Bankhaus Lampe, das Hauck Aufhäuser 2021 übernommen hatte.
Die Hoffnung bei HAL ist denn auch, dass sich die Niederländer mit den Back Office-Synergien erst einmal zufriedengeben und die Marke zumindest in Teilen auf mittlere Sicht bestehen bleibt. Hier hatte sich ABN Amro bei früheren Gelegenheiten durchaus geduldig gezeigt. Aus Delbrück Bethmann Maffei ist erst über die Jahre Bethmann geworden, ein starker Name mit viel Tradition.
Dass der Kunstname HAL lange überdauert, ist deshalb wenig wahrscheinlich. Bisher noch unklar sind die weiteren Pläne von ABN Amro mit HAL. Auch in den jüngsten Kennenlern-Runden für das Top-Management ist dazu offenbar nichts gesagt worden. Wie stehen die Holländer etwa zum Kreditgeschäft? Sollte es weiter ausgebaut werden, ist mehr Geld nötig. Hier ist trotz gesunkener Zinsen gutes Geld zu verdienen. Das Wachstum ist angesichts von rd. 550 Mio. Euro Eigenkapital bei HAL bisher aber begrenzt und wurde zuletzt auch nicht mehr sehr forciert, da die selbst gesetzte Grenze von 1,8 Mrd. Euro Kreditvolumen fast ausgeschöpft war.
Nicht klar ist auch, ob ABN Amro dem HAL-Kauf mit dem deutschen Private Banking-Geschäft von HSBC bald einen weiteren Zukauf folgen lässt. Mit Blick auf Synergien im Back Office wäre das gewiss eine Gelegenheit, auch wenn die ehemalige Trinkaus & Burkhardt nach unseren Informationen ein anderes Kernbankensystem verwendet.
Nachdem der hohe Kaufpreis von 672 Mio. Euro für HAL bereits für Erstaunen in der Branche gesorgt hat, ist fraglich, ob die mit 49,5% staatlich dominierten Niederländer gleich einen weiteren großen Schluck aus der Pulle nehmen (dürfen), zumal die Integration von HAL sicher nicht mit links zu schaffen ist. mr
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