ESG – Große Unterschiede bei Ausschlusskriterien der Banken
Umgang mit fossilen Energien in der Kritik _ Finanzierungen von gewissen Industrien oder zumindest Wirtschaftsaktivitäten auszuschließen, ist längst nicht mehr etwas nur für kleine Nachhaltigkeitsbanken. Auch große deutsche Geldhäuser haben Ausschlusskriterien definiert. Solche Ausschlüsse sind ein Signal an die Wirtschaft, auf Nachhaltigkeit umzustellen und die Emissionen zu senken. Doch in ihrem Ambitionsniveau unterscheiden sich die Banken voneinander deutlich, wie eine PLATOW-Analyse der Deutschen Bank, Commerzbank und DZ Bank zeigt.
Ein wichtiger Aspekt bei Ausschlüssen ist die Frage, ob diese nur für einzelne Projekte wie etwa den Bau einer bestimmten Pipeline gelten, für bestimmte Wirtschaftstätigkeiten (etwa Fracking) oder für Unternehmen insgesamt, die im Bereich fossile Energien unterwegs sind. So schließen die drei wohl wichtigsten Geldhäuser in Deutschland zwar Finanzierungen für den Bereich Kohleverstromung auf Unternehmensebene aus, aber nur ab einem gewissen Schwellenwert.
Es wirkt auf den ersten Blick erstaunlich, schließlich gibt es auch einen klaren politischen Willen, aus der Kohle auszusteigen: Bei der Commerzbank sind Neukunden mit mehr als 20% Kohleanteil am Umsatz oder in der Stromerzeugung von Finanzierungen ausgeschlossen. Bei der Deutschen Bank liegt die Schwelle bei 30%, sofern die Firmen keine glaubwürdigen Pläne für den Ausstieg aus der Kraftwerkskohle vorlegen. Die DZ Bank setzt die Schwelle auf 5% – es sei denn, das Unternehmen zeige zum Beispiel einen „klaren Transformationswillen“. Wie genau der aussehen kann, wird im Nachhaltigkeitsrahmenwerk nicht erläutert.
Bei den Themen Öl und Gas sind die untersuchten Banken teils zurückhaltender. Die Commerzbank will keine Neukunden finanzieren, die im Öl- und Gassektor expandieren. Die DZ Bank schließt auf Projektebene die Erschließung neuer Ölfelder sowie Öl- und Gas-Förderungsaktivitäten mittels unkonventioneller Methoden wie zum Beispiel Fracking aus. Unternehmen insgesamt sind nicht ausgeschlossen. Die Deutsche Bank hat die laschesten Kriterien. Sie gibt an, Öl- und Gasprojekte mit Fracking lediglich in Ländern mit extrem hoher Wasserknappheit auszuschließen, ebenso Projekte in der Arktis und neue Projekte, die mit Ölsanden in Verbindung stehen.
Regine Richter, Finanzcampaignerin bei der NGO Urgewald, kritisiert das Verhalten deutscher Banken. Die bisherigen Kriterien der Geldhäuser seien nicht ambitioniert genug. Ohne Ausschlüsse im Bereich fossile Energien lasse sich die Wirtschaft nicht transformieren. „Französische Banken sind bei Ausschlüssen deutlich weiter als deutsche Geldhäuser“, sagt sie. jan
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