Bankensektor

Geht die Börse mit der Deutschen Bank zu hart ins Gericht?

Geht die Börse mit der Deutschen Bank zu hart ins Gericht?
Geht die Börse mit der Deutschen Bank zu hart ins Gericht? © Deutsche Bank AG

_ Ungläubige Katerstimmung bei der Deutschen Bank. Auch am Tag nach dem Kursdebakel konnte sich die Deutsche Bank-Aktie nach anfänglich weiteren Verlusten kaum erholen. Mit einem Kurssturz von in der Spitze -8% reagierte die Börse am Mittwoch auf das von Vorstandschef Christian Sewing und CFO James von Moltke präsentierte Zahlenwerk für das zweite Quartal.

Dabei stießen sich die Investoren weniger an dem ersten Quartalsverlust seit Anfang 2020, der noch dazu geringer als von den Analysten erwartet ausfiel. War die 1,3 Mrd. Euro schwere Rückstellung für mögliche Nachzahlungen an ehemalige Postbank-Aktionäre, die das auf die Deutsche Bank-Anteilseigner entfallende Nettoergebnis in die roten Zahlen (-143 Mio. Euro) drückte, doch schon seit April bekannt.

Übel aufgestoßen ist den Investoren vielmehr von Moltkes Ankündigung, dass aus dem für den Herbst geplanten zweiten Aktienrückkauf aller Voraussicht nach nichts wird. Doch auch das ist keine echte Überraschung. Schon im April hatte die Deutsche Bank per Ad hoc durchblicken lassen, dass die Postbank-Rückstellung auch weitere Aktienrückkäufe in diesem Jahr in Frage stellt.

Allerdings wäre die Deutsche Bank gut beraten gewesen, dies auch in ihrer aktuellen Quartalsmitteilung noch einmal deutlicher zu kommunizieren und nicht erst im Analysten-Call. Stattdessen wurde Sewing mit den Worten zitiert, die Deutsche Bank sei „weiterhin auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen – einschließlich der angestrebten Ausschüttung an unsere Aktionäre“. Das war, wohlwollend ausgedrückt, zumindest missverständlich und ließ offensichtlich längst überwunden geglaubte Zweifel an den Prognosen des Branchenprimus wieder aufflammen.

Betrachteten die Investoren in den vergangenen Monaten die Entwicklung der Deutschen Bank vielleicht etwas zu sehr durch die rosarote Brille, blicken sie jetzt plötzlich vor allem auf die Schwächen des Instituts. Da erscheint die um die Postbank-Rückstellung bereinigte Eigenkapitalrendite von 7,8% im ersten Halbjahr noch weit weg von Sewings Zielwert für 2025 von mehr als 10%. Auch der Dämpfer für die Unternehmensbank (Erträge -1% auf 1,9 Mrd. Euro, Gewinn -8% auf 599 Mio. Euro) wird als Makel herausgestellt.

In den Hintergrund rückt dabei die deutliche Belebung im Investmentbanking, das im zweiten Quartal bei Erträgen (+10% auf 2,6 Mrd. Euro) und Gewinn (+25% auf 746 Mio. Euro) die Unternehmensbank wieder hinter sich lässt. Auch das Privatkundengeschäft konnte dank geringerer Kosten den Gewinn deutlich um 89% auf 395 Mio. Euro ausbauen. Bemerkenswert auch, dass die Deutsche Bank ihre harte Kernkapitalquote trotz der Postbank-Belastung leicht auf 13,5% steigern konnte.

Anders als die Börse reagierten die Analysten mit Blick auf die operative Entwicklung mit weitgehend positiven Kommentaren. So attestiert J.P. Morgan der Deutschen Bank insgesamt „starke“ Ergebnisse. fm

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