Deutsche Konjunktur – Trump nimmt Autoindustrie als Geisel
Die USA und China steuern im Handelsstreit auf eine Einigung zu. Ein Scheitern der Verhandlungen ist aber noch keineswegs ausgeschlossen. Für US-Präsident Donald Trump erscheint die Zeit dennoch reif, um sich jetzt erneut die Europäer vorzuknöpfen. Trump droht der EU mit zusätzlichen Autozöllen von 25%. Das würde vor allem die exportstarke deutsche Autoindustrie treffen.
Wie abhängig die deutsche Konjunktur von diesem wichtigen Industriezweig ist, hat der BIP-Rückgang im dritten Quartal eindrucksvoll vor Augen geführt, den Volkswirte insbesondere auf die Probleme der Autobauer mit dem neuen Abgastest-Standard WLTP zurückführten. Von diesem Rückschlag hat sich die deutsche Wirtschaft bis heute kaum erholt. Wie das Statistische Bundesamt bei der Präsentation der ausführlichen Ergebnisse der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal bestätigte, kam die Konjunktur im Schlussquartal über eine Stagnation nicht hinaus und schrammte damit nur haarscharf an einer Rezession vorbei. Zudem gab der ifo-Index im Februar um 0,8 Zähler auf 98,5 Punkte nach. Das ist der schwächste Wert seit Dezember 2014 und der mittlerweile sechste Rückgang in Folge. Ein offener Zollkrieg mit den USA, dem zweitwichtigsten Absatzmarkt der deutschen Autoindustrie, ist denn auch das Letzte, was die fragile Konjunktur gebrauchen kann. Um die drohenden Autozölle abzuwenden, hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Trump im vergangenen Juli Verhandlungen über einen beiderseitigen Komplettabriss der Zollmauern für Industriegüter in Aussicht gestellt. Doch damit scheint sich Trump nicht zufrieden zu geben, der auch auf eine Öffnung des EU-Agrarmarkts drängt. Die unter den chinesischen Gegenzöllen auf amerikanische Sojabohnen leidenden US-Farmer, die in weiten Teilen zu Trumps fanatischer Wählerbasis zählen, will der US-Präsident mit höheren Agrar-Exporten nach Europa entschädigen. Das hat Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron auf den Plan gerufen, der seit Wochen von den Gelbwesten bedrängt wird, die ihre Hochburgen vor allem in ländlichen Regionen haben. Mit seinen angedrohten Autozöllen will Trump Deutschland zwingen, den Druck auf Frankreich zu erhöhen, um die EU stärker für amerikanische Agrarprodukte zu öffnen. Es ist die typische Trump-Taktik. Unter maximalem Druck will Trump die unterschiedlichen Interessen Deutschlands und Frankreichs zum eigenen Vorteil gegeneinander ausspielen. Trump braucht eine Trophäe, um an seiner Basis glänzen zu können.
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