Autoindustrie – Verluste durch Chipmangel verdoppeln sich
Branche verliert über 200 mrd. us-Dollar _ Seit Monaten hält der Chipmangel die Wirtschaft branchenübergreifend in Atem. In der Autoindustrie wird die Knappheit härter durchschlagen als bisher erwartet, und zwar deutlich.
So ermittelt das Beratungsunternehmen Alix Partners, dass der Branche allein 2021 Einnahmen in Höhe von 210 Mrd. US-Dollar verloren gehen. Für die Autobauer eine Hiobsbotschaft, hat sich doch die Prognose mal eben fast verdoppelt zu den 110 Mrd. Dollar, die erst im Mai ermittelt wurden und vervielfacht zu den prognostizierten 69 Mrd. Dollar von Januar dieses Jahres. Die gestörte Versorgung zieht einen Produktionsausfall nach sich, der mit 7,7 Mio. weniger Autos ebenfalls höher ausfallen wird als befürchtet (bisher rd. 4 Mio.). Autozulieferer Hella und dessen bald 60%-Eigentümer Faurecia kappten beide am Donnerstag ihre Prognosen mit Verweis auf die Chip-Probleme. Die Sprünge zu immer neuen Prognosen über die Ausfallschäden sind groß und kommen schnell. Auch weil die Autoindustrie bei vielen Auftragsfertigern, die Chips als Vorprodukte für diverse Endmärkte herstellen, hinter den Smartphone-Herstellern stehen. Zudem ächzt die Branche noch mit den Folgen aus den Corona-Anfängen, als viele ihre Chip-Bestellungen drosselten, während parallel die gestiegene Nachfrage nach Elektrogeräte und die Mining-Prozesse der Kryptowährungen Produktionskapazitäten und Bestände in Beschlag nahmen. Zwischen Bestellung und Auslieferung liegen aktuell über 20 Wochen.
Reibungslos läuft es auch auf Herstellerseite nicht. Lockdowns und Naturkatastrophen zogen Lieferprobleme für den wichtigen Rohstoff Silizium sowie Produktionsausfälle nach sich. Zwar versuchen die Hersteller wie Intel, Samsung und die taiwanesische TSMC ihre Produktion hochzufahren, um die klaffende Lücke am Markt zu schließen. Das jedoch kostet viel Zeit. Die Halbleiter-Not schlägt längst Wellen bis nach Washington. So soll das US-Präsidialamt am Donnerstag Techriesen und Autokonzerne, darunter Apple, Intel, BMW, Stellantis, Samsung, Microsoft und TSMC, zu Gesprächen über die Verschärfung des Chipmangels durch die Corona-Pandemie geladen haben. Denn die Halbleiterkrise wird noch länger anhalten. Autobauer etwa rechnen erst 2023 mit einer spürbaren Entspannung.
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