Draghi schreddert das „Geschäftsmodell“ der Bundesbank

Die aggressive Geldpolitik von EZB-Präsident Mario Draghi mit massiven Anleihekäufen und Negativzinsen schlägt zunehmend auch auf die Bilanz der Bundesbank durch. Als größte nationale Notenbank im Euro-System muss die Bundesbank auch den größten Anteil an den EZB-Anleihekäufen stemmen. Dabei konzentriert sich die Bundesbank ausschließlich auf sichere Bundesanleihen, die jedoch keine Zinsen mehr abwerfen. Dennoch konnte die Bundesbank ihre Zinserträge, die wichtigste Ertragsquelle der Notenbank, im vergangenen Jahr um 12,1% auf 3,7 Mrd. Euro steigern. Dieses Wachstum speist sich vor allem aus den Negativzinsen, die Banken für ihre Einlagen bei der Bundesbank berappen müssen.

Trotzdem muss sich Finanzminister Wolfgang Schäuble in diesem Jahr mit einer nur mageren Überweisung von knapp 400 Mio. Euro aus Frankfurt begnügen. Denn Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat mit Blick auf die wachsenden Zinsänderungsrisiken die Wagnisrückstellungen um 1,75 Mrd. Euro auf 15,35 Mrd. Euro kräftig aufgestockt. Dies führte zu einem Rückgang des Bundesbank-Gewinns auf 1 Mrd. Euro nach 3,2 Mrd. Euro im Vorjahr. Zudem stockte die Bundesbank die Rücklagen für ihre Pensionsverpflichtungen um 600 Mio. Euro auf. Schäuble, der im vergangenen Jahr einen Haushaltsüberschuss von 7,7 Mrd. Euro einfuhr, wird den Gewinneinbruch bei der Bundesbank gut verschmerzen können. Die deutlich erhöhte Vorsorge für mögliche Zinsänderungsrisiken dürfte indes auch als Warnung an die EZB zu verstehen sein, die Risiken von Draghis Geldpolitik nicht zu unterschätzen. Öffentlich zugeben würde Weidmann das allerdings nicht. Weidmann beeilte sich denn auch zu beteuern, dass die geldpolitischen Entscheidungen nicht am Notenbank-Gewinn gemessen werden dürften, sondern einzig am Ziel der Preisstabilität.

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