Stresstest für StaRUG

Varta-Großaktionär will Gläubiger ausbooten

Michael Tojner, Großaktionär bei Varta
Michael Tojner, Großaktionär bei Varta © Montana Tech Components

_ Mit dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, einen Sanierungsplan für ein strauchelndes Unternehmen auch gegen den Widerstand einzelner Gläubiger gerichtlich durchzusetzen.

Doch das von Varta-Großaktionär Michael Tojner präsentierte und vom als Sanierer geholten neuen Vorstandschef Michael Ostermann unterstützte Sanierungskonzept dürfte die Grenzen des StaRUG-Verfahrens bis zum Bersten austesten, sollte es denn tatsächlich in seiner jetzigen Form bei Gericht angemeldet werden. Denn nicht nur die Aktionäre sollen ihr gesamtes Kapital verlieren, auch die Gläubiger sollen mit massiven Haircuts zur Kasse gebeten werden, ohne jedoch, wie sonst üblich, im Gegenzug am Unternehmen beteiligt zu werden.

Die Gläubiger, darunter eine ganze Reihe kleiner und großer Banken, Sparkassen und Hedgefonds, haben über einen Konsortialkredit (235 Mio. Euro) und Schuldscheine (250 Mio. Euro) fast 500 Mio. Euro bei Varta im Feuer. Der Tojner-Plan sieht für den Konsortialkredit einen Haircut von etwa 50% vor, die Schuldscheingläubiger sollen sogar auf deutlich mehr als die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Im Gegenzug will Tojner 10 Mio. Euro Liquidität und 50 Mio. Euro Immobilienvermögen als frisches Kapital bei Varta einbringen und sich damit eine Mehrheit von rund 55% sichern.

Von Porsche könnten weitere 30 Mio. Euro Eigenkapital kommen. Unter den Gläubigern formiert sich denn auch massiver Widerstand. Sie haben bereits einen eigenen Sanierungsplan vorgelegt, der eine Komplettübernahme von Varta durch eine Umwandlung von Forderungen in Eigenkapital vorsieht.

Mit dem StaRUG-Verfahren und einer geschickten Definition der Gläubigerklassen könnte Tojner jedoch die erforderliche Mehrheit von 75% erreichen und den Widerstand der Gläubiger brechen, sofern das Gericht mitspielt. Das ist aber keineswegs sicher, auch wenn Ostermann in der „FAZ“ von einer „Formsache“ spricht. Nächste Woche könnte es deshalb zu Kompromissgesprächen zwischen Tojner und den Gläubigern kommen. fm

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