Neobanken

N26 – Neukunden-Deckel soll schon bald komplett entfallen

Valentin Stalf, Gründer und CEO von N26
Valentin Stalf, Gründer und CEO von N26 © N26

_ Die drakonischen Daumenschrauben, die die BaFin der Neobank N26 wegen zu lascher Geldwäsche-Kontrollen angelegt hat, haben offensichtlich Wirkung gezeigt.

Wie wir aus zuverlässiger Quelle hören, hätten die Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal nach langem Zögern den Schuss gehört und ihre Prozesse zur Geldwäsche-Bekämpfung deutlich verbessert. Die BaFin will deshalb schon sehr bald die seit mehr als zwei Jahren geltenden Beschränkungen bei der Neukunden-Gewinnung vollständig aufheben. Dies sei keine Sache mehr von Monaten, heißt es.

Das hielt die BaFin allerdings nicht davon ab, Deutschlands wohl wertvollstes Fintech noch einmal für die Geldwäsche-Sünden der Vergangenheit drastisch abzustrafen. Wegen im Jahr 2022 systematisch verspätet abgegebener Geldwäscheverdachtsmeldungen verdonnerte die Aufsichtsbehörde N26 zu einer Geldbuße von 9,2 Mio. Euro. Die ungewöhnliche Höhe der Strafe hängt offensichtlich auch damit zusammen, dass die Neobank Wiederholungstäter ist. Bereits im Sommer 2021 musste N26 wegen ähnlicher Vergehen eine Geldstrafe von 4,25 Mio. Euro berappen. Zudem entsandte die Aufsicht einen Sonderbeauftragten und verhängte den Neukunden-Deckel. Die BaFin war der Ansicht, dass die Prozesse zur Geldwäsche-Bekämpfung nicht mit dem rasanten Neukundenwachstum Schritt gehalten haben.

Mit dem nun bevorstehenden Wegfall der Neukunden-Begrenzung würde sich die Wachstumsbremse endlich lösen. Ursprünglich hatte die BaFin das Wachstum auf monatlich 50.000 Neukunden beschränkt. Ende vergangenen Jahres lockerte die Aufsicht den Deckel auf monatlich 60.000 Neukunden. 2021 konnte N26 nach eigenen Angaben noch insgesamt rund 1 Mio. Neukunden akquirieren. Ob die Smartphone-Bank nach dem Wegfall der Neukunden-Obergrenze wieder an diese Wachstumsraten anschließen kann, bleibt abzuwarten, zumal das noch immer in den roten Zahlen steckende Institut zuletzt den Fokus auf das Erreichen der Gewinnzone gelegt hat. Auch für einen möglichen Börsengang war die Wachstumsbegrenzung schwere Bürde.

Der gerne etwas großspurig auftretende CEO Stalf wird nun bald beweisen dürfen, ob er Profitabilität und Wachstum unter einen Hut bekommt. Erst wenn er auch diese Übung erfolgreich absolviert hat, dürfte ein Börsengang wieder Thema werden. Zuletzt hatte N26 für die zweite Hälfte dieses Jahres schwarze Zahlen auf Monatsbasis angekündigt. Für 2023 wird noch ein Verlust von 100 Mio. Euro erwartet. fm

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