Deutsche Bahn – Hybridanleihe als Schadensbegrenzung
So vielversprechend die neue Strategie von Deutsche Bahn-Chef Richard Lutz theoretisch auch sein mag, praktisch fehlt es an Investitionskapital. Um das milliardenschwere Loch im Portemonnaie des kriselnden Infrastrukturkonzerns etwas zu stopfen, einigte sich jetzt der AR nicht nur auf die nötige Spardisziplin bei der Vergabe von Beraterverträgen, sondern auch auf eine Hybridanleihe.
Nach unseren Informationen sollen rd. 2 Mrd. Euro über diese eigenkapitalähnliche Unternehmensanleihe am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Ein cleverer Zug, schlägt Lutz so doch gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Dieses Finanzinstrument spült nicht nur Milliarden in die Kasse, sondern verbessert auch das Rating des Konzerns. Denn das Geld wird nicht komplett auf die Verschuldung, sondern zu 50% auf das Eigenkapital angerechnet. Bei 2 Mrd. Euro erhöht die Bahn ihr Eigenkapital also um 1 Mrd. Euro, zum Nutzen der Eigenkapitalquote. Damit reißt der Schienenkönig buchhalterisch die vom Bundestag gesetzte Schuldenobergrenze von rd. 20 Mrd. Euro wohl nicht.
Zumindest bilanziell redet sich die Bahn so ihre Lage schön. Ganz geht diese Schadensbegrenzung jedoch nicht auf, denn die Nettofinanzverschuldung kletterte mittlerweile auf 25,4 Mrd. Euro. Ein Teil davon, so betont die Bahn stets, entfällt zwar auf die IFRS 16-Anwendung auf die Leasing-Bilanzierung. Doch die finanzielle Schieflage der Bahn bleibt trotz allem besorgniserregend, besonders vor dem Hintergrund des für den deutschen Industriestandort überlebenswichtigen Investitionsbedarfs für eine intakte Infrastruktur. Das Thema Arriva ist damit allerdings nicht vom Tisch. Mit der Anleihe besorgt sich die Bahn weiteres Kapital, dass zusätzlich zu einem Arriva-Verkaufserlös den Finanzierungsbedarf decken soll. Weiterhin loten Management und AR zweigleisig die Optionen für die Nahverkehrstochter aus und prüfen einen Komplettverkauf sowie einen Börsengang.
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