Magazine – Krisenerprobt und doch förderungsbedürftig
Indie-Verlage kommen unter die räder _ Die Verlagsbranche ist seit Jahren in der Krise: Sinkende Auflagen und Werbeeinnahmen, in der Folge Budget- und Personalkürzungen, schlechte Arbeitsbedingungen, hohe Jobunsicherheit. Dass solche Industrien in Wirtschaftsabschwüngen umso anfälliger sind, zeigt sich aktuell bei US-Magazinen. Das vom Verlagshaus APH betriebene Astra Magazine, das Beiträge literarischer Nachwuchsstars wie Ottessa Moshfegh enthielt, wurde nach zwei Ausgaben eingestellt. Ebenso traf es zum Entsetzen langjähriger Anhänger das angesehene Buchmagazin Bookforum (Gründung 1994), das gemeinsam mit der Schwesterpublikation Artforum kurz zuvor von Penske Media Corp. (Variety, Rolling Stone, etc.) aufgekauft wurde.
In Deutschland warnen Branchenvertreter wie Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer v. Medienverband der freien Presse (MVFP), der knapp 500 Verlage vertritt, vor den verheerenden Folgen drastisch gestiegener Papier-, Energie- und Transportkosten. Schließlich sei mit der Pressevielfalt eine der tragenden Säulen unserer Demokratie in Gefahr. Dabei mangelt es nicht an der Nachfrage. Laut MVFP lesen 89% der Deutschen regelmäßig Zeitschriften; bei der Untergruppe der 14- bis 19-Jährigen sind es immerhin fast drei Viertel. 2021 gab es über 5 600 Fachzeitschriften im Angebot.
Unabhängige, die meist mit UG- oder GbR-Gesellschaften publizieren, sind wiederum stärker gefährdet als Medienkonzerne (Axel Springer, Bauer Media Group). Independent-Magazine konzentrieren sich oft auf einzelne Themenbereiche wie Gesellschaftskritik, Food (z. B. Standart f. Kaffeeliebhaber) oder Lokales (Mucbook). Dabei müssen sie sich auch mit der Digitalisierung ihres Geschäfts befassen, zumindest was den Vertrieb anbelangt. Dirk Mönkemöller, Chefredakteur des Kölner Lifestyle-Magazins The Weekender, bietet keine Onlineausgaben an, der Einzelpreis wurde zuletzt von 12 auf 13 Euro erhöht. Im Schnitt kosteten dt. Zeitschriften 2021 rd. vier Euro. „In der Szene gab es schon immer hohe Fluktuation. Im Prinzip sind es nur sehr wenige Magazine in Deutschland, die sich seit Jahren halten und behaupten. Ich denke, dass sie auch durch diese Krise kommen, da sie schwierige ökonomische Zeiten gewöhnt sind“, sagt uns Mönkemöller.
Hybride Magazine sind zwar zukunftssicherer aufgestellt, andererseits spiegelt die Wahl der Erscheinungsform eine Geisteshaltung wider. Ein physisches Exemplar zu lesen, ist gerade bei nicht tagesaktuellem Inhalt oft mit einem Ritual verbunden: zur Ruhe kommen, nachdenken, reflektieren. Im Zeitalter von Shitstorms und „Cancel Culture“ kann das für eine gesunde Diskussionskultur entscheidend sein.
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