Payment – Wird Worldline zum Übernahmekandidaten?
Zahlungsdienstleister taumelt _ Chaostage beim französischen Payment-Unternehmen Worldline. Ende vergangener Woche gab der Konzern eine Gewinnwarnung und strich die Jahresziele zusammen – das zweite Mal in zwei Monaten.
Statt um mehr als 3% wird der Konzern wohl nur um 1% wachsen und plant mit einem EBITDA von 1,1 Mrd. Euro. Im Februar hatte das Gewinnziel noch mehr als 1,17 Mrd. Euro betragen. Gleichzeitig zieht Worldline personell die Reißleine und setzt den langjährigen CEO Gilles Grapinet Ende September an die Luft.
Interimsmäßig übernimmt sein Vize Marc-Henri Desportes den Posten. Ein Nachfolger wird gesucht. Als die Hiobsbotschaften die Börse erreichten, rutschte die Aktie erneut ab und notierte zuletzt bei etwas über 6 Euro. Das sind mehr als 70% weniger als noch vor einem Jahr und über 90% weniger als zum Allzeithoch im Jahr 2021.
Die aktuellen Entwicklungen reihen sich ein in eine Kaskade schlechter Nachrichten. Denn Worldline ist auch eng mit dem angeschlagenen Zahlungsdienstleister Payone verknüpft. 60% des Dienstes gehören den Franzosen, die anderen 40% den Sparkassen (DSV-Gruppe). Im September 2023 schränkte die BaFin das Geschäft von Payone ein, weil es Mängel in der Geldwäscheprävention gab. Nur einen Monat später krachte die Worldline-Aktie um bis zu 60% ein, als der Konzern seine Jahresziele drastisch nach unten korrigierte.
Im Februar kündigte die Gesellschaft das Sparprogramm „Power24” an. Im dessen Mittelpunkt stand ein radikaler Stufenschnitt der Belegschaft. 8% aller Mitarbeiter, das sind mehr als 1.000 Beschäftigte, müssen gehen. Doch offensichtlich war der Rotstift von Worldline nicht dick genug. Im August folgte die nächste Gewinnwarnung. Das Research der Deutschen Bank konstatierte: Es gebe „Vertrauensprobleme” gegenüber dem Management.
Nach der erneuten Gewinnwarnung wird es nun eng. Entweder der Konzern berappelt sich und bekommt seine Probleme in den Griff oder die Konkurrenz läuft ihm vollends davon – bestenfalls. Denn bei Oddo BHF spekulieren sie bereits, dass der niedrige Aktienpreis „Raubtiere” wie Private-Equity-Firmen anlocken könnte. nh
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