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Warum der deutsche Target-Saldo nicht mehr steigt

_ Über 1 Billion Euro – ungefähr das Bruttoinlandsprodukt der Niederlande. So hoch liegt der deutsche Target-Saldo, also die Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB aus dem Target-System, über das im Euroraum grenzüberschreitende Zahlungen abgewickelt werden.

Am 30.6. lag der Saldo bei 1,09 Billionen Euro. Eine gigantische Summe, die aber unter dem Höchststand von 1,27 Billionen Euro im Dezember 2022 liegt. Der Saldo ist seither zurückgegangen und stagniert nun seit Monaten.

Was steckt dahinter? Kurze Antwort: Es hat mit der strafferen Geldpolitik der EZB zu tun. Die Target-Salden entstehen durch Zahlungen von einem Euro-Land in ein anderes. Wenn etwa Geld von Italien nach Deutschland überwiesen wird, läuft dies vereinfacht so ab: Die italienische Bank belastet das Konto ihres Kunden und leitet das Geld an die Banca d’Italia weiter. Diese übermittelt es über die EZB an die Bundesbank, die es der deutschen Bank gutschreibt. So entsteht ein positiver Target-Saldo bei der Bundesbank und ein negativer bei der Banca d’Italia.

Ungleichgewichte entstehen, wenn viel Geld in eine Richtung fließt, wie während der Euro-Krise. Damals fürchteten in Italien und anderswo viele, ihr Land könnte aus der Euro-Zone ausscheiden. Dies beruhigte sich 2012, als der damalige EZB-Chef Mario Draghi versicherte, alles zu tun, um den Euro zu erhalten. Ab 2015 ließen dann massive Anleihekäufe der EZB und der nationalen Euro-Notenbanken den Target-Saldo anschwellen. Dabei kauften die EZB und Euro-Notenbanken wie Bundesbank und Banca d’Italia Anleihen. Verkäufer waren meist internationale Banken, die ihre Konten im Euro-Raum oft in Frankfurt führen. Deswegen floss der Gegenwert für die Käufe der Banca d‘Italia zum Teil nach Deutschland. Inzwischen kaufen die Notenbanken kaum noch Anleihen. Das spricht für einen weiteren Rückgang des deutschen Target-Saldos. jam

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