Allianz – Bäte macht nun auch in Deutschland Nägel mit Köpfen
Töchter werden international gebraucht _ Eine Überraschung ist dieser einschneidende Schritt im Umbauprozess der Allianz nicht. War es doch ohnehin ein lang gehegter Plan von CEO Oliver Bäte, der nun umgesetzt wird: Allianz Deutschland wird dicht gemacht und ist künftig nur noch eine Finanzholding. Dafür erhalten die dort bislang verankerten drei Spartengesellschaften Allianz Versicherung (Sach), Allianz Leben und Allianz Private Kranken künftig mehr Eigenverantwortung und eine stärkere Position auf dem Heimatmarkt.
Gleichzeitig sollen sie der Motor der Internationalisierung der Allianz SE werden. In der Entwicklung neuer Produkte für andere (europäische) Länder übernehmen sie eine führende Rolle. Damit wird den selbstständigen Töchtern künftig noch mehr abverlangt. So erklärt sich denn auch, dass mit dem jetzt erfolgten Umbauschritt (vorerst) kein Stellenabbau einhergeht. Das Personal wird auf die drei Töchter sowie die gemeinsame Vertriebstochter verteilt. Stratege Bäte freilich bekommt künftig auch mehr Einfluss auf untere Management-Ebenen. Vom Allianz Deutschland-Vorstand geht nur Operationschef Fabio De Ferrari „auf eigenen Wunsch“.
Dass der jüngste Umbauschritt überfällig ist, zeigt das aktuelle Beispiel der Allianz Leben. Zwar bietet die Tochter hochwertige Produkte mit regelmäßig (sogar in der Pandemie) hohen Umsätzen, doch der Entwicklungsprozess verläuft oft im Schneckentempo, wie die erst jetzt eingeführten zeitgemäßeren Leben-Policen (weniger Garantien, mehr Rendite) zeigen (s. PLATOW v. 5.3.). Beim Sozialpartnermodell etwa, einem seit über zwei Jahren vom Gesetzgeber neu eingeführten Durchführungsweg in der Betriebsrente, kommt der deutsche Branchenprimus einfach nicht in die Gänge. Dort haben u. a. Talanx (HDI) in Kooperation mit Zurich das Sagen.
Und schon vor Jahren hat Allianz durch die verschlafene Digitalisierung in der Kfz-Versicherung ihre Vormachtstellung an die HUK Coburg verloren. Handlungsbedarf besteht derweil u. a. auch bei der Fondstochter AGI, wo ein einheitlicher Markenauftritt die Position in Deutschland stärken würde. Das wird Konzernchef Bäte als nächstes anpacken.
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