Bundesbank – Firmenkredite wieder stärker gefragt
Erster Anstieg seit zwei Jahren _ Die Erholungszeichen im Kreditgeschäft der Banken mehren sich, auch wenn sich die Entwicklung je nach Segment unterscheidet. Bereits im ersten Quartal zog die Nachfrage nach Baufinanzierungen und Verbraucherkrediten in Deutschland an, jetzt zeichnet sich auch bei Unternehmenskrediten eine Trendwende ab.
Die Nachfrage dort stieg von April bis Juni erstmals seit zwei Jahren wieder, wie aus dem vierteljährlichen Bank Lending Survey der Bundesbank hervorgeht. Die Banken führten dies vor allem auf einen gestiegenen Finanzierungsbedarf großer Unternehmen für Anlageinvestitionen sowie für Lagerhaltung und Betriebsmittel zurück. Die Entwicklung ist damit besser als im Euro-Raum, wo die Nachfrage nach Firmenkrediten laut EZB weiter rückläufig war.
Ein gemischtes Bild ergab sich bei den Kreditbedingungen, womit die spezifischen Details und Konditionen gemeint sind, die in einem Kreditvertrag festgelegt werden. Die Banken lockerten diese in Deutschland für Baufinanzierungen und strafften sie für Verbraucher- und sonstige Kredite. Bei Unternehmenskrediten änderten sie die Konditionen kaum. Insgesamt strafften die Banken in allen erfragten Segmenten die Kreditrichtlinien leicht, also die Kriterien, unter denen sie einem Kunden Kredit gewähren. Am stärksten zogen die Institute in den vergangenen sechs Monaten diese gegenüber dem Immobiliensektor an, vor allem bei Krediten für Gewerbeimmobilien. Vergleichsweise stark verschärften sie die Kreditrichtlinien auch ggü. dem Baugewerbe (ohne Immobilien), weniger dagegen ggü. dem Handel, dem Verarbeitenden Gewerbe und bei Krediten im Dienstleistungssektor.
Verschärfend wirkten sich auch klimabedingte Risiken aus. Dies galt umso stärker, je mehr die Unternehmen zum Klimawandel beitragen. Laut der Bundesbank-Umfrage wirkte sich zudem der Anteil an notleidenden Krediten bremsend auf das Kreditangebot gegenüber Unternehmen und Verbrauchern aus. Fast alle Banken rechnen aktuell mit höheren Kreditausfällen und haben daher ihre Risikovorsorge erhöht. Gründe sind die schwache Wirtschaft und steigende Insolvenzzahlen.
Für Diskussionen sorgt derzeit eine groß angelegte Prüfung risikoreicher Kredite durch die EZB. Laut „Bloomberg“ werden sich die Ergebnisse voraussichtlich auf September verschieben. Ursprünglich waren diese für Juli anvisiert worden. Grund ist offenbar massive Kritik der Banken über die Art und Weise der Prüfung. Unter anderem sollen sich diese darüber beschwert haben, dass die Prüfung größtenteils von externen Beratern oder EZB-Mitarbeitern durchgeführt worden sei, die die Banken nicht so gut kennen würden. Die EZB könnte nun auch ihre Anforderungen an die Banken, zusätzliche Rückstellungen für Kreditausfälle zu bilden, im Vergleich zu den Ergebnissen von Anfang des Jahres absenken. Die EZB wollte dies nicht kommentieren. jam
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Wie die kleine 1822direkt die grosse ING und die Sparkassen ärgert
In der Sparkassen-Organisation steht die 1822direkt im Ruf, gerne hart am Wind zu segeln. Während die Sparkassen für ihre mickrigen Tagesgeld-Zinsen am Pranger stehen, hat die 100%-Tochter... mehr
Exklusiv: BayWa – Volksbanken müssen bisher nichts abschreiben
Der von einer ad hoc am vergangenen Freitagabend ausgelöste Kurseinbruch der BayWa-Aktie um mittlerweile 34% hat für die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken noch keine unmittelbaren... mehr
Optimistische Swiss Re schwört auf die Lebensversicherung
Ausblicke der Swiss Re sind meist harte Kost: fiesere Naturkatastrophen, klügere Hacker und steigende Inflation bilden normalerweise den wenig erquicklichen Rahmen bei der Vorstellung... mehr
Zertifikate – BaFin-Untersuchung noch immer nicht gestartet
Wie wir aus der Branche hören, hat die BaFin ihre Untersuchung, ob beim Zertifikate-Boom (123 Mrd. Euro Jahresvol. per Ende Mai) alles mit rechten Dingen zugeht, noch immer nicht gestartet. mehr
Euro-Wirtschaft reagiert weniger stark auf Zinsschock
Es war ein historischer Anstieg: Zwischen Juli 2022 und September 2023 erhöhte die EZB die Zinsen im Euro-Raum um 4,5 Prozentpunkte, so stark wie nie seit der Euro-Einführung. mehr
GDV zum Barrikadenkampf entschlossen
Versicherer fürchten öffentliche Debatten wie ein Vampir Knoblauch. Bei vielen hat die Branche einen Abzockerruf, weswegen medienwirksame Diskussionen speziell um (vermeintlich) teure... mehr
Die neuen Lobby-Köpfe des DSGV
Plötzlich ging dann doch alles ganz schnell. Wie der DSGV am Dienstag bekanntgab, wird Jiri Zapletal (45) zum 1.9. die Leitung der neu geschaffenen Abteilung Europaangelegenheiten übernehmen,... mehr