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Finanzplatz – UniCredit-Deal doch kein Gamechanger

UniCredit Logo auf einem Smartphone
UniCredit Logo auf einem Smartphone © AdobeStock

_ Kaum zu glauben, die Übernahme der Commerzbank durch UniCredit hätte auf den deutschen Bankenmarkt nur geringe Auswirkungen. Aber gerade das ist der Tenor einer Reihe von O-Tönen, die PLATOW dieser Tage am Finanzplatz für Sie eingefangen hat.

Bis auf wenige Ausnahmen anerkannt wird die Rolle der CoBa für den deutschen Mittelstand. Ihr Marktanteil bei der deutschen Außenhandelsfinanzierung liegt bei etwa 30%. Überschätzt wird jedoch der Einfluss auf die Preisstabilität von Bankdienstleistungen.

Das erklärt Gregor Weiß, Inhaber des Lehrstuhls BWL, Sustainable Banking an der Universität Leipzig, ggü. PLATOW: „Der Wettbewerb ist hart und die Preise sind insofern fair, dies wird sich auch nach einem möglichen Zusammenschluss nicht signifikant ändern.“ Kritisch sei ein Zusammenschluss aus Sicht des Systems. „Hier wird es Aufgabe der Aufsicht/EZB sein, mögliche negative Auswirkungen auf die Stabilität des europäischen Bankensektors abzuschätzen“, so Weiß.

Die Folgen eines Verlusts der CoBa als Aus- und Fortbildungszentrum hält er für überschätzt: „Aus- und Weiterbildung sollte grundsätzlich nicht das Hauptargument für oder gegen eine Übernahme sein, zumal der gesamte Bankensektor zukünftig eher Personal ab- als aufbauen wird.“ Mit einem Personalabbau rechnen bei einer Übernahme durch UniCredit alle Beobachter. Es wird auf die 2005 übernommene HVB verwiesen. Sie wurde systematisch verkleinert und wesentliche Sektoren gingen nach Mailand.

Für Frankfurt hätte das Folgen, zumal es hinter vorgehaltener Hand heißt, dass HVB-Mitarbeiter härter arbeiten und weniger verdienen würden als bei der CoBa. Dadurch würden Einkommen wegfallen. Wohl auch deswegen versucht Landesvater Boris Rhein (CDU) die Übernahme abzuwenden und die Stärke des Standorts durch ein „Finanzplatzkabinett“ zu sichern (s. PLATOW v. 11.10.). Ein ungenannter Insider stützt Rhein, auch wenn er hierbei etwas übertreibt: Ohne die CoBa wäre vom „vielbeschworenen, aber schon deutlich von Verlusten gezeichneten Finanzplatz Frankfurt nicht mehr viel übrig“. Weiter hören wir, dass sich die CoBa auch nach Fusion mit Dresdner Bank aus vielen Aktivitäten (auch in der Stadt) zurückgezogen hat.

Alle Befragten sind sich einig, dass die Übernahme nur noch von der Politik verhindert werden kann. Ein Insider bezeichnete die CoBa sogar als „plan- und wehrloses Objekt“. Doch genau die enge Bindung an den Bund als Aktionär wird kritisch gesehen. „Eine Übernahme durch Unicredit dürfte die CoBa weniger anfällig für Einmischung der dt. Politik und im Idealfall zu einer starken (pan-)europäischen Bank machen“, glaubt Weiß. Das sei etwas, was „mit der HVB leider nicht funktioniert hat“. mv

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