Provinzial Holding – Strategiedebatte verprellt S-Direkt-Chef
Jürgen Cramer geht nach 28 Jahren _ Auch lange, gemeinsame Wege können abrupt enden. Das zeigt das Beispiel von Jürgen Cramer, Sprecher des Vorstands der Sparkassen DirektVersicherung (S-Direkt), seit 2023 hundertprozentiges Tochterunternehmen der Provinzial Holding. Cramer verlässt den Konzern auf eigenen Wunsch bereits zum Ende des laufenden Monats, obwohl sein Vertrag regulär erst im Mai 2026 geendet hätte.
Als Grund werden „unterschiedliche Vorstellungen zur weiteren strategischen Ausrichtung und Steuerung“ der S-Direkt genannt. Mit dem Betrieb des laufenden Geschäfts habe die Entscheidung nichts zu tun, wird erklärt, ein neuer Vorstandssprecher soll erst einmal nicht ernannt werden, erfuhr PLATOW.
Der Abschied kommt nicht so plötzlich wie es erscheint. Nach der Zusammenführung der Provinzial NordWest und der Provinzial Rheinland unter der Führung des kürzlich verlängerten Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Breuer (s. PLATOW v. 6.8.) weisen zu viele Einheiten einen ähnlichen Ansatz wie die S-Direkt auf, beispielsweise Andsafe.
Dem Branchentrend folgend, wird auch der Mutterkonzern Provinzial digitaler, wofür im April das Ressort Kundenmanagement und neue Geschäftsmodelle geschaffen wurde. Verantwortliche ist Nina Schmal.
Bei einer solchen Fülle ähnlicher (Digital-) Angebote im Konzern erscheint es nachvollziehbar, dass die einzelnen Bereiche und Unternehmen gegeneinander abgegrenzt werden. Es gehe jetzt darum, die „Gesellschaften sinnvoll zusammenzubringen“, erklärt ein Konzernsprecher. Das gilt neben den Online-Bereichen auch für die Verschmelzung der Lebensversicherer, die noch nicht final vollendet ist. Die S-Direkt, 171 Mitarbeitende, 20 Produkte, rd. 550.000 Verträge, wird nach dem Ausstieg Cramers von Jörg A. Bolay sowie Lars-Uwe Pera geführt, die zudem dem Vorstand der Provinzial Tochter Hamburger Feuerkasse angehören.
In den zurückliegenden Jahren gelang der S-Direkt ein beachtliches Wachstum (Bruttobeiträge 2021: rd. 129 Mio.; 2023: 144 Mio.). Doch im letzten Jahr hatte ein erhöhter Schadenaufwand den Gewinn von 3,7 Mio. Euro auf 3,0 Mio. gedrückt. Ihren neuen Weg zu einem besseren Verhältnis von Schäden und Beiträgen sowie ihre neue Position im Provinzial-Konzern wird die S-Direkt nun ohne Cramer finden müssen. mv
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