EnBW – Gas macht keinen Spaß
Lage anders als bei RWE _ Während Markus Krebber bei RWE wegen nur geringer russischer Gaslieferungen großzügig auf die geplante Gasumlage verzichten will, ist die politische Stütze für Gasimporteure im Süden bei Wettbewerber EnBW sehr willkommen.
Finanzchef Thomas Kusterer musste im 1. Hj. bereits fast 550 Mio. Euro negativen Impact beim adj. EBITDA (Konzern: 1,4 Mrd. Euro, -3,7%) für die russichen Gasbezugsverträge seiner Gas-Tochter VNG (100 Terrawattstunden) verbuchen. VNG bezieht russisches Gas sowohl über einen kleineren Vertrag via Nordstream 1 als auch über einen größeren direkt von Gazprom Germania. Die Umlage werde daher gebraucht, bekräftigte der EnBW-Manager im Hj.-Call.
Bereits zwei Mal mussten die Karlsruher in diesem Jahr beim Gas an der Preisschraube drehen. Auch beim Strom waren saftige Aufschläge nötig (+31% zum 1.8.). In der Bilanz schlägt sich das herausfordernde Marktumfeld deutlich nieder: Die höheren Beschaffungskosten sorgten im 1. Hj. für einen starken Ergebniseinbruch im Geschäft mit intelligenter Infrastruktur (-48,5%). Bei der systemkritischen Infrastruktur (-9%) belastete die teurere und häufiger beanspruchte Netzreserve. Dennoch steht Kusterer einer Übergewinnsteuer, wie sie RWE fürchten müsste, kritisch gegenüber.
Weil EnBW bislang hinterm Vj. und der weiter geltenden Prognose (3,03 Mrd. bis 3,18 Mrd. Euro adj. EBITDA) zurückblieb, liegt Kusterers Augenmerk ohnehin woanders. Mit Frank Mastiaux verliert der CFO zum Monatsende seinen langjährigen Vorstandsmitstreiter und Visionär des massiven Konzernumbaus hin zu mehr Effizienz, grüne Energien und neue Geschäftsfelder der Infrastruktur. Es werde nach zehn Jahren eine Umstellung, verriet uns Kusterer. Er freue sich aber auch darauf, was komme. Der neue CEO Andreas Schell wechselt von Rolls-Royce Power Systems ins Ländle.
Mastiaux kann wiederum trotz aller Turbulenzen zufrieden bei EnBW gehen. Die Erneuerbaren tragen heute über ein Drittel zum op. Ergebnis bei (H1: +43% adj. EBITDA, Gesamtspartenergebnis +17%). Für LNG sind erste langfristige Lieferverträge eingetütet, über weitere wird verhandelt. Und nach den hohen Abschreibungen auf die konventionellen Anlagen im Vj. (700 Mio. Euro) steht auch wieder ein Konzernüberschuss von 563,9 (-162,8) Mio. Euro im 1. Hj. zu Buche.
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