Deutsche Konjunktur – Außenhandel bremst den Exportweltmeister

Deutschland manipuliere den Wechselkurs, um sich Exportvorteile zu erschleichen und anderen Euroländer sowie die USA „auszubeuten“, wetterte jüngst Peter Navarro, oberster Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump. Doch nicht nur Trump sind die permanenten Leistungsbilanzüberschüsse des Exportweltmeisters ein Dorn im Auge.

Auch die EU-Kommission, der IWF und die OECD rügen regelmäßig die hohen Exportüberschüsse Deutschlands als Gefahr für das globale Wirtschaftsgleichgewicht. Vor diesem Hintergrund erscheint es geradezu wie eine Ironie der Geschichte, wenn das Statistische Bundesamt ausgerechnet den Außenhandel als größte Wachstumsbremse für die deutsche Konjunktur im Schlussquartal des vergangenen Jahres ausmacht. Denn im vierten Quartal 2016 sind die preisbereinigten Einfuhren deutlich stärker gestiegen als die Ausfuhren. Interessant auch, dass ZEW-Präsident Achim Wambach den Rückgang des hauseigenen Konjunkturindex für Deutschland im Februar um 6,2 Zähler auf 10,4 Punkte mit ungünstigen neuen Zahlen für die Industrieproduktion, den Einzelhandel und eben die Exporte begründet. Tatsächlich stützt sich das deutsche Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr vor allem auf die Binnennachfrage. Im vierten Quartal wuchs die deutsche Wirtschaft um 0,4% zum Vorquartal. Damit befand sich Deutschland im Schlussquartal im Gleichschritt mit der gesamten Euro-Zone, deren Wirtschaft ebenfalls um 0,4% zum Vorquartal zulegte. Noch dynamischer als in Deutschland und Frankreich (ebenfalls +0,4%) wuchs das BIP indes im einstigen Krisenland Spanien (+0,7%), während Italien (+0,2%) weiterhin in der Stagnation verharrt. Beim Sorgenkind Griechenland, das mit seinen Gläubigern gerade um die Auszahlung der nächsten Rettungstranche ringt, schrumpfte die Wirtschaft im vierten Quartal sogar überraschend um 0,4%. In Deutschland sorgten vor allem der Staat und die privaten Haushalte sowie die Bauinvestitionen für Wachstumsimpulse. Im Gesamtjahr 2016 wuchs das deutsche BIP um 1,9%. Diese Marke dürfte im laufenden Jahr allein schon auf Grund der geringeren Anzahl an Arbeitstagen kaum zu wiederholen sein. Gleichwohl belegt der starke Anstieg der Importe, dass die deutsche Konjunkturlokomotive sehr wohl einen Beitrag leistet, um die anderen Euro-Staaten aus dem Wachstumstal herauszuziehen.

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