Risikomanagement – Vom Ehrprinzip zur Compliance-Matrix
CFS-tagung verabschiedet simple Lösungen _ Dass leichte Kost nur in der Mittagspause auf den Tisch kommen würde, machte gleich der Begrüßungsredner klar. Ingo Mainert, als CIO Multi-Asset Europe beim Tagungssponsor Allianz Global Investors an belastbare Zahlen und klare Entscheidungen gewöhnt, zitierte Karl Popper: „Alle Uhren sind Wolken.“ Regelmäßig und berechenbar, so des Philosophen Erkenntnis, ist kaum ein System; stattdessen muss man mit Chaos und Unvorhersehbarkeit zu rechnen versuchen.
Mit einem anti-deterministischen Denker hatte Mainert wohl den passenden geistigen Schirmherr für die Tagung zu Risikotheorie und -management gefunden, die das Center for Financial Studies (CFS) an der Frankfurter Goethe-Universität am 7.11. ausrichtete. Welchen Weg diese Subdisziplin seit ihren Anfängen gemacht hat, zeichnete Gerold Grasshoff (BCG). Einst auf die Feinmechanik der Kreditrisiken konzentriert, müssen Risikomanager heute selbst die wolkigsten nichtfinanziellen Risiken einpreisen und als „organisationale Fähigkeit“ des gesamten Unternehmens verankern. Dass diese Aufgabe noch viel weniger kalkulierbar ist, als es den Handelnden selbst erscheint, unterstrich WHU-Professor Lutz Johanning: Zur Vermeidung oder Bewältigung krisenhafter Zustände gedacht, kreise Risikomanagement zwangsläufig um Ausnahmezustände, die rein rationales Handeln unweigerlich als das entlarven, was es schon unter geringerem Außendruck ist: eine Fiktion. Dass etwa bei der niederländischen Finanzaufsicht auch Psychologen arbeiten, scheint da nur logisch.
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