KfW-Vorstand gesucht
Scholz will SPD-Ticket vergolden _ Der Zeitpunkt für den Wechsel ist sicher nicht ideal. Die KfW hat gerade alle Hände voll damit zu tun, die vom Bund beschlossenen Corona-Kreditprogramme möglichst zügig abzuwickeln. Fast der gesamte Apparat der Förderbank steht deshalb seit Wochen unter Hochspannung. Doch das Angebot, Anfang November die Leitung der wichtigen Bankenabteilung bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zu übernehmen, war für KfW-Vorstand Joachim Nagel offensichtlich einfach zu verlockend.
Mitten in der Corona-Krise muss der KfW-Verwaltungsrat deshalb einen Nachfolger für Nagel suchen. Gerade erst hat das Präsidium des Verwaltungsrats einen Personalberater beauftragt, um Vorschläge für die Neubesetzung des Vorstandspostens zu machen. Die fachliche Qualifikation der Kandidaten ist dabei aber keineswegs das einzige Auswahlkriterium. Bei der staatlichen KfW spielt stets auch der parteipolitische Proporz eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es um Posten im obersten Führungsgremium der Förderbank geht. Als Nagel 2016 von der Bundesbank zur KfW wechselte, reiste er auf dem SPD-Ticket. Es gilt deshalb als ausgemacht, dass die Sozialdemokraten das Vorschlagsrecht für die Nagel-Nachfolge für sich beanspruchen werden. Wie zu hören ist, soll es Finanzminister Olaf Scholz, der sich mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier an der Spitze des KfW-Verwaltungsrats abwechselt, mit der Personalie jedoch nicht sonderlich eilig haben. Angeblich soll Scholz sogar bereit sein, das Vorschlagsrecht für die Nagel-Nachfolge der Union zu überlassen. Denn im August nächsten Jahres endet die Amtszeit von KfW-Chef Günther Bräunig. Liebend gern, so heißt es, würde Scholz diese Gelegenheit nutzen, um einen Sozialdemokraten an die Spitze von Deutschlands größter Förderbank zu hieven, zumal der Finanzminister Anfang nächsten Jahres turnusgemäß den Verwaltungsratsvorsitz übernimmt. Ob sich die Union auf einen solchen Deal einlässt, ist allerdings zweifelhaft. Auch tat sich die SPD zuletzt äußerst schwer, geeignete Kandidaten für wirtschaftsnahe Posten zu präsentieren. Sollten sich die Parteien allzu sehr verhaken, könnte die Union Bräunig bitten, noch ein paar Monate bis nach der Bundestagswahl dranzuhängen. Dann hätte Scholz mit Zitronen gehandelt. Gilt eine Neuauflage von Schwarz-Rot nach der Bundestagswahl doch als eher unwahrscheinlich.
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