Energie

BayWa – Besser wird‘s nicht

BayWa-Zentrale in München
BayWa-Zentrale in München © BayWa AG

_ Das Wort Krisengewinnler mag BayWa-Lenker Klaus Josef Lutz nicht gerne hören. Lange Jahre habe man in den Sparten Agrar und erneuerbare Energien (r.e.) Verluste hinnehmen müssen. Jetzt aber profitiert der Münchener Agrar- und Energiekonzern durchaus von einigen unerfreulichen Entwicklungen. In der Agrar-Sparte etwa hat sich das EBIT nach neun Monaten auf 153 Mio. Euro mehr als vervierfacht.

Im Telefonat mit PLATOW stellt CFO Andreas Helber allerdings klar, dass sich mit den hohen Getreidepreisen zwar auch höhere Margen begründen lassen, gleichzeitig sei aber das Lagerbestandsrisiko gestiegen. Europas größter Agrarhändler (9M-Umsatz +42% auf 20 Mrd. Euro) hat sich dank der eigenen Finanzkraft stärker mit Getreide eingedeckt als die Konkurrenz und profitiert heute davon. Der Preisanstieg bei Getreide lässt sich ohnehin nur bedingt durch den Ukrainekrieg erklären. Von dort stammen nur 40 Mio. der weltweit p.a. gehandelten 2 Mrd. Tonnen. Ausschlaggebend ist eher, dass seit Jahren mehr verbraucht als produziert wird.

Auch die hohen Energiepreise spielen der einstigen Agrargenossenschaft, die der im Juni an die AR-Spitze wechselnde Lutz in seinen 14 Jahren an der Konzernspitze kräftig umgekrempelt hat, in die Hände. Das r.e.-EBIT hat sich per 30.9. von 69 Mio. auf 163 Mio. Euro mehr als verdoppelt und wird in den kommenden Jahren der wichtigste Ergebnistreiber sein. Baywa ist einer der größten Entwickler von Solar- und PV-Projekten weltweit und baut zunehmend die eigene Stromproduktion aus. Bei einem Strompreis-Anstieg von 170% in den letzten 12 Monaten und ständig steigenden Preisen für Solarmodule ein lukratives Geschäft. Auch die anderen Segmente vom Bau über Landtechnik und klassische Energie (Pellets, Heizöl) bis hin zu landwirtschaftlichen Spezialprodukten brummen nicht zuletzt dank vorausschauender Lagerhaltung und gutem Lieferantennetzwerk.

In dem Tempo wird es kaum weitergehen, warnt Lutz. Das wird sich auch in der Dividende spiegeln. Zwar wird über eine Sonderdividende im Jubiläumsjahr 2023 nachgedacht. Die „normale“ Ausschüttung wird aber im Rahmen bleiben, auch wenn für 2022 jetzt ein EBIT von 475 Mio. bis 525 Mio. Euro angepeilt und angesichts von 460 Mio. Euro per 30.9. wohl eher noch übertroffen wird. Da dieser Wert bereits das EBIT-Ziel für 2025 (450 Mio. Euro) übertrifft, wird am 23./24.11. ein neues Mittelfrist-Ziel festgezurrt, das aber nur unwesentlich über dem bisherigen Zielwert liegen dürfte. Lutz‘ Nachfolger Marcus Pöllinger soll nicht mit einer Hypothek starten, wenn sich die Vorzeichen am Markt doch wieder ändern.

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