Zentralbanken

EZB – 40% der Mitarbeiter von Burnout gefährdet

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_ Mit Stresstests kennen sich EZB-Mitarbeiter in der Bankenaufsicht aus, da sie regelmäßig die Stabilität von Banken unter extremen Bedingungen prüfen müssen. Doch was passiert, wenn der Stresspegel der eigenen Belegschaft alarmierende Höhen erreicht? Lt. einer aktuellen Umfrage unter EZB-Mitarbeitern sind 38,9% vom Burnout bedroht. Der Anteil liegt deutlich über dem Niveau einer früheren Befragung (2021: 33,2%).

In einzelnen Bereichen, wie Teilen der Bankenaufsicht, sind die Werte noch deutlich höher. Der Anteil der Mitarbeiter mit Selbstmordgedanken lag bei 9,1%. Laut der Umfrage zählen die Arbeitsbelastung, mangelnde Fairness, Unklarheit über die eigene Rolle, schlechtes Management und eine fehlende Work-Life-Balance zu den wichtigsten Stressfaktoren. Der Vizechef der EZB-Gewerkschaft IPSO, Carlos Bowles, fordert gegenüber PLATOW Konsequenzen. „Die EZB muss ihre Verweigerungshaltung aufgeben und die Probleme im Kern angehen.“

Eine EZB-Sprecherin erklärte, man nehme die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter sehr ernst. „Wir haben Maßnahmen ergriffen, um auf zuvor festgestellte Probleme zu reagieren, und es sind weitere Maßnahmen geplant, um Themen wie Arbeitsbelastung und Karrieremöglichkeiten anzugehen.“ Sie verwies darauf, dass laut einer anderen Mitarbeiter-Umfrage 85 % der Befragten stolz darauf waren, für die EZB zu arbeiten.

Bowles verlangt eine bessere Kontrolle der Einstellungsverfahren, um Günstlingswirtschaft zu vermeiden. Hierbei müssten die Personalvertreter einbezogen werden. Anders als bei deutschen Behörden hat der Personalrat der EZB keine geregelten Mitbestimmungsrechte. Das Verhältnis des Gremiums zur EZB-Spitze ist angespannt. „Die EZB sollte nach Kompromissen mit den gewählten Personalvertretern suchen statt weiter einen autokratischen Ansatz zu verfolgen,“ sagt Bowles. Er drängt zudem darauf, Überstunden abzubauen, die Behandlung von Belästigungsfällen neu zu regeln und ein neues Bewertungssystem für Manager einzuführen, bei dem das Feedback der Mitarbeiter einbezogen wird.

An der Umfrage, die der Anbieter Psy@Work im Auftrag des Personalrats durchgeführt hat, nahmen 1.602 von 5.089 Mitarbeitern von April bis Mai teil. Die Ergebnisse liegen PLATOW vor. „Politico“ hatte zuerst darüber berichtet. Auffällig ist, dass es große Unterschiede zwischen den EZB-Bereichen gibt. Einen besonders hohen Anteil von Mitarbeitern mit Burnout-Risiko verzeichnete die Generaldirektion Governance in der Bankenaufsicht (SSM) – weit weniger gestresst fühlen sich die Mitarbeiter der Generaldirektion Volkswirtschaft. jam

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