Die bittere Kehrseite der Agrochemie
In der Chemie gilt die Agrochemie als heiliger Gral. Ausgerechnet im deutschen Markt können Herbi-, Fungi- und Insektizide den wirtschaftlichen Erfolg, den sich Konzerne wie Bayer und BASF davon versprechen, aber nicht halten. Während der Weltmarkt für Pflanzenschutz- und Düngemittel wächst, schleppen sich die Hersteller der Chemiekeulen hierzulande durch ein Jammertal. Über 20% brach der Pflanzenschutzmarkt seit 2014 ein (2018/19: -10%). Beim Absatz von Mineraldüngern ging es in den letzten 20 Jahren gar um ein Viertel zurück, wie der Industrieverband Agrar (IVA) jetzt auf der Jahres-PK konstatierte. Das Wetter ist dabei nur ein entscheidender Störfaktor.
„Wer sich bei uns die Hände mit Unkrautvernichtern oder Mineraldüngern schmutzig macht, wird öffentlich zum Prügelknaben“, fasste IVA-Präsident Helmut Schramm in Frankfurt die Realität der Bauern zusammen. Neben dem Protest der Öko-Anhänger gegen moderne Landwirtschaft weiß auch die Politik zu piesacken. Abseits der Düngeverordnung, die Landwirte mit ihrer Komplexität zur Verzweifelung bringt, schwebt aktuell auch die eigentlich für das Glyphosat-Gift nach 2022 angestoßene „10%-Auflage“ des Umweltbundesamtes (UBA) als Schreckgespenst über den Höfen. Inzwischen findet die Pflicht, bei Einsatz des Mittels 10% der Ackerfläche nicht zu bewirtschaften, auch bei vielen anderen Unkrautvernichtern Anwendung. Bauern werden damit teilenteignet, kritisiert der IVA. „Dagegen werden wir uns wehren“, so Schramm.
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