Unzer macht Nägel mit Köpfen
neue plattform für „unified commerce“ _ Der aus Heidelberg stammende Zahlungsdienstleister Unzer, der bis zu seiner Umfirmierung 2020 nach seiner Heimat benannt war („Heidelpay“), ist zuletzt eher negativ in die Schlagzeilen geraten. Die BaFin hatte Mängel bei der Geldwäscheprävention beanstandet und dem Unternehmen in der Folge einen Sonderbeauftragten ins Haus geschickt sowie ein Neukundenverbot ausgesprochen. Das wird auch dem Private-Equity-Schwergewicht KKR als Mehrheitseigentümer nicht geschmeckt haben, der 2019 eingestiegen war und seither eine Buy-and-Build-Strategie fährt. So wurde 2021 das dänische Fintech Clearhaus eingekauft – und Unzer somit zum Acquirer.
Nun schaltet Unzer einen Gang höher. Nachdem im September das mobile Kassensystem für Händler eingeführt wurde, geht jetzt die Plattform „UnzerOne“ an den Start. Dabei handelt es sich um ein Omnichannel-Modell unter dem Motto „Unified Commerce“. Dahinter verbirgt sich der recht simple Gedanke, das Kauf- und Zahlverhalten eines Kunden unter Berücksichtigung aller von ihm genutzen Einkaufskanäle (stationär, Onlineshop, in Social-Media-Plattformen eingebettete Stores) ganzheitlich zu analysieren.
Die Informationen werden für Händler auf der Plattform gebündelt, denn Daten sind bekanntlich das neue Gold und lassen sich wunderbar für Marketingzwecke einsetzen. So soll jede Branche die von ihr angebotenen Services auf der Plattform steuern können, z. B. ein Frisör neben dem stationären Geschäft das Betreiben eines Onlineshops und digitale Terminvereinbarung. Das lasse sich auf unterschiedliche Berufe übertragen, von denen Unzer viele bereits zu seinen rd. 70 000 Kunden zähle: Ärzte, Bäckereien, Sportgeschäfte oder Optiker. Dabei fokussiert sich das Unternehmen auf kleinere Händler anstelle von großen Konzernen.
Zum Ende des Jahres kündigt Unzer eine weitere Lösung für diese Zielgruppe an, die ebenfalls auf die Vereinbarkeit von Dienstleistungen abzielt. Dass sich ein deutscher Anbieter im Wettbewerb mit etablierten internationalen Größen (wie Nets, Sumup, Stripe) hervortut, macht Hoffnung.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Corestate – Grosse Namen und windige Vögel
Als der schillernde Investor Karl Ehlerding zusammen mit seinem Kumpel aus alten WCM-Zeiten, Stavros Efremidis, bei dem Immobilien-Investmentmanager Corestate einstieg, hatte er mal wieder... mehr
apoBank könnte endlich Schellenbergs Meisterstück werden
Seit 1.3. leitet Matthias Schellenberg die apoBank. Nach der missglückten IT-Migration, die die Bank und ihre Kunden die letzten Jahre in Atem gehalten hat und über die sein Vorgänger... mehr
Munich Re – Mit hängender Zunge zum Jahresziel
Der Klimawandel zeichnet sich deutlich ab in den Zahlen des weltgrößten Rückversicherers. Mit gut 15% der verdienten Nettobeiträge liegt die Belastung durch Großschäden über 10... mehr
Bayer – Zugpferd Glyphosat beginnt zu lahmen
Noch einmal konnte Bayer-Chef Werner Baumann für das dritte Quartal mit starken Zahlen glänzen. Demnach stieg der um positive Währungseffekte im Volumen von 940 Mio. Euro bereinigte... mehr
Deutsche Post – Rekordgewinn dank Frachtkosten-Boom
Ein Mindestangebot an Versanddienstleistungen, „flächendeckend in einer bestimmten Qualität und zu einem erschwinglichen Preis“, verlangt das deutsche Postgesetz von der Deutschen... mehr
China-Beteiligungen – Habeck sorgt für Gegenwind
Ob man die Dortmunder Mikrochip-Produktion von Elmos Semiconductor einmal in einem Atemzug mit dem Augsburger Roboterhersteller Kuka nennen wird, steht noch in den Sternen. Der Kuka-Verkauf... mehr
Henkel – Geschäfte mit Russland bald passé
Der Konsumgüterriese Henkel hat seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr wieder einmal angehoben und erwartet nun 7 bis 8 (vormals 5,5 bis 7,5)% Wachstum. Im Q3 erzielten die Düsseldorfer... mehr
Bankenaufsicht – Ringen um Kapitalpuffer
Der antizyklische Kapitalpuffer in einer Bandbreite von null bis 2,5% ist ein relativ neues, überaus scharfes und die Banken in ihren Kreditgeschäften durchaus einschränkendes Instrument... mehr
Pikanter Wechsel – Gulden heuert bei Adidas an
Jetzt ist es offiziell. Anfang Januar wechselt der bisherige Puma-Chef Björn Gulden direkt an die Vorstandsspitze des größeren Rivalen Adidas. Dort wird er Nachfolger des zuletzt glücklosen... mehr