Bankenaufsicht – Ringen um Kapitalpuffer
Der antizyklische Kapitalpuffer in einer Bandbreite von null bis 2,5% ist ein relativ neues, überaus scharfes und die Banken in ihren Kreditgeschäften durchaus einschränkendes Instrument der Bankenaufsicht. Werden die Puffer aktiviert, heißt das für die Geldhäuser, dass sie bei der Kreditvergabe entsprechend mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Auf einem Symposium der Bundesbank, das diese traditionell in Kooperation mit dem Verlag Fritz Knapp organisiert, debattierten Aufseher und Vertreter der Kreditwirtschaft aus ihren jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln durchaus kontrovers über das richtige Maß.
Der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand Joachim Wuermeling verteidigte den per Ende Januar drastisch auf 0,75% heraufgesetzten und seither mehrfach bestätigten Puffer, der im April für den überhitzten Wohnimmobiliensektor sogar auf 2,0% heraufgesetzt wurde. Zuvor war der Puffer wegen der Pandemie gänzlich deaktiviert worden. Michael Diederich, in Richtung FC Bayern scheidender Vorstandssprecher der Unicredit Bank, beobachtet für 2022 zwar noch keinerlei Verwerfungen in seinen Kreditbüchern. Der Ausblick für 2023 sei aber unsicherer. Unter Beifall des Banken-Plenums forderte Karin-Brigitte Göbel (Vorstandsvorsitzende Stadtsparkasse Düsseldorf) die Bankenaufsicht auf, mit ihrem Instrumentenkasten beizeiten auf die veränderte Lage einzugehen. Wuermeling nahm den Ball auf. In der Tat stehe sein Arsenal auch für andere Krisen als nur Corona zur Verfügung. Angesichts Krieg, Rezession, gestörter Lieferketten, zweistelliger Inflationsraten und drastisch steigender Zinsen zog sich der Begriff Krise wie ein roter Faden durch die gesamte Tagung. Vor allem der Zinsanstieg war zuvor von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel und dem Banken-Chefaufseher der EZB, Andrea Enria, als absoluter Gamechanger identifiziert worden, mit schwerwiegenden Folgen.
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