Eurokurs unter Druck
hat die Talfahrt bald ein Ende? _ Im Zuge der geopolitischen Entwicklung hat sich zuletzt auch an der Währungsfront viel getan. Der Euro hat ggü. dem US-Dollar spürbar abgewertet. Am Freitagmorgen lag der Euro-Kurs (Euro/Dollar) bei 1,0481. Zwar hält die kontinuierliche Abwertung der europäischen Gemeinschaftswährung schon seit vergangenem Sommer an, als der Euro-Kurs noch bei 1,2220 lag, doch der Ukraine-Krieg und seine Folgen haben die Talfahrt der Devise deutlich beschleunigt.
Damit droht dem Euro, dass er zum ersten Mal seit fast 20 Jahren wieder unter die Parität fällt. In der jüngsten Vergangenheit lag das absolute Tief des Euro Anfang 2017 bei 1,0340. Ganz unrealistisch ist das Paritäts-Szenario nicht, wenn auch wenig wahrscheinlich. Nur bei einem vollständigen Gas-Embargo Russlands ggü. Westeuropa sieht Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer erhebliches Potenzial für einen Fall des Eurokurses unter die Parität. Dann würde die Wirtschaft in eine Rezession fallen, und auch die EZB würde sehr wahrscheinlich ihre angedachten Zinserhöhungen absagen, erklärt Krämer in einem aktuellen Podcast. Experten gehen aber mehrheitlich davon aus, dass die Zinserhöhungen der EZB kommen werden. Dies würde den Euro stützen, so Krämer, weil sich der erwartete Zinsnachteil des Euro zurückbilden würde, was wiederum der Währung Auftrieb verleiht.
Aufwärtstendenzen beim Euro sieht auch Währungsexperte Eugen Keller. Der Leiter der Devisen- und Rentenmarktstrategie beim Bankhaus Metzler sieht nicht nur die Zinserhöhung der EZB als längst fällig, er hält den Euro in allen Betrachtungszeiträumen für überverkauft. Überraschend sei allemal, dass sich der Euro-Kurs beim Vergleich der europäischen und der amerikanischen Wirtschaftsentwicklung im Q1 nicht besser entwickelt habe, zumal das US-Wachstum deutlich schlechter ausgefallen war. Die Commerzbank erwartet per Jahresende einen deutlich erholten Euro-Kurs und taxiert diesen sogar bei 1,16.
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